Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

26. 
so ist dies, vorausgeseßt, daß sie mit Pietät gegen die er- 
haltenen Teile verfuhr, eher zu loben als zu tadeln. Nach 
dem vernünftigen Grundsaße des Direktors Folz sollen die 
Bilder, von denen natürlich der Einfluß der Zeit auf die 
Dauer nicht abgewendet werden kann, in einem möglichst 
guten Zustand erhalten, nicht aber verbessert werden und 
als Arena für die Falschmünzerkunststückchen eines Restau- 
rators dienen. Um einer großen Anzahl trocken und unklar 
gewordener Bilder die nötige Nahrung wieder zu geben, 
wurden sie mit Kopaiva-Balsam eingerieben, nachdem man 
sie, wo es nötig war, vorher mit einem feuchten Schwamme 
gereinigt hatte. 
Das Pettenkofersche Verfahren wurde des8halb so selten 
angeordnet, weil es sich als ein sehr mechanisches nur äußerst 
selten zu einer summarischen Anwendung eignet und eine 
partifuläre Anwendung eine durch die ungleiche Beschaffen- 
heit der Oberfläche der meisten Bilder gebotene äußerste 
Vorsicht erheischt und schließlich ein Resultat ergiebt, das 
auch auf anderem Wege mit gleicher Sicherheit erreicht werden 
kann. Bilder, die einige hundert Jahre alt sind, (und um 
solche handelt es sich ja), haben im Laufe der Zeit eine 
Anzahl Prozeduren durchzumachen gehabt, die bald gleich- 
mäßig das ganze Bild, bald einzelne Teile betrafen, die ver- 
schiedenes Material an Ölen, Firnissen und Farben benußten 
und deren komplizierte Wirkung den gegenwärtigen, gar nicht 
mehr zu fontrollierenden Zustand begründete. Zudem sind 
die Gemälde der holländischen Kleinmeister (und diese sind ja 
das alte Schmerzenskind der Restauration) mit den raffinier- 
testen Feinheiten des Traktaments, dessen künstlerische Ein- 
heit neben und troß der Verschiedenheit in der materiellen 
Textur der Schichten besteht, an verschiedenen Teilen eines 
Bildes verschieden, ja nach der beabsichtigten Sinnenfälligkeit 
mit den subtilsten Combinationen von Grundton, Lokalfarbe, 
Lasur und Firnis hergestellt, so daß es, wenn auch alle später 
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