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Wind dann leise, leise auf den Strahlen des bleichen Mondes
wie eine Zaubermähr durch den Wipfel des alten Baumes
getragen, auf dem es einst so unscheinbar gelebt und so
schweigsam geduldet.
Nicht wahr, ich bin wieder recht traurig; obwohl ich
das in der lezten Zeit so oft bin, verweile ich doch gerne
bei dieser Melancholie =- und dann sehe ich oft mich jelbst
einsam dastehen im unermeßlichen Weltraum, ein verlorenes
Zrrlicht, und sehe die Welten kreisend vorübersausen. Wie
Punkte erscheinen sie in der Ferne und ehe ich mich besinnen
kann, stehen sie vor mir in erdrückender Größe und un-
endlicher Majestät und im nächsten Augenblicke verschwinden
sie schon wieder in ferner Nacht. Traurig sehe ich Atom
sie an: auf den einen wohnen lichte Engel in ewigem
Glanze, auf den anderen friedliche Geister in lauschigen
Hainen ; auf wieder anderen farblose Schattengestalten, die
bleich ineinanderschweben, sich gatten und lösen wie flüchtige
Wetterwolken, die schnell am Abendhimmel heraufziehen.
Von andern trägt der Sturmwind das Wehgeheul und
wahnwißige Lachen der Verzweiflung an mein Ohr, von
anderen das wüste Jubelgebraus der Nacht. Giganten und
Titanen, die einst den Himmel stürmten, wohnen hier in
ewigem Kampfe; dort hausen schreckliche Ungeheuer, die
Jahrtausendelang in träger Unthätigkeit in verpesteten
Sümpfen halbträumend lagen; für immer auf das öde
Heideland jener Welt gebannt, hausen dort die giftigen.
Drachen und Schlangen, die einst die schöne Welt verwüstet.
-- Sie fommen, gehen und kommen wieder, wie die Wellen im
Ocean: ebenso flüchtig, ebenso zahllos und ebenso unabsehbar.
=- Da rollt eine kleine Kugel heran und eine innere Stimme
ruft mir zu: Dort wohnen die Menschen! Schmerz er-
faßt mich und Sehnsucht ; ich stürze darauf zu =- doch die
Erde treibt schon in weiter Entfernung und das Wehen des
Windes trägt den Ruf meine8 Namens zu mir herüber über