Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

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Wind dann leise, leise auf den Strahlen des bleichen Mondes 
wie eine Zaubermähr durch den Wipfel des alten Baumes 
getragen, auf dem es einst so unscheinbar gelebt und so 
schweigsam geduldet. 
Nicht wahr, ich bin wieder recht traurig; obwohl ich 
das in der lezten Zeit so oft bin, verweile ich doch gerne 
bei dieser Melancholie =- und dann sehe ich oft mich jelbst 
einsam dastehen im unermeßlichen Weltraum, ein verlorenes 
Zrrlicht, und sehe die Welten kreisend vorübersausen. Wie 
Punkte erscheinen sie in der Ferne und ehe ich mich besinnen 
kann, stehen sie vor mir in erdrückender Größe und un- 
endlicher Majestät und im nächsten Augenblicke verschwinden 
sie schon wieder in ferner Nacht. Traurig sehe ich Atom 
sie an: auf den einen wohnen lichte Engel in ewigem 
Glanze, auf den anderen friedliche Geister in lauschigen 
Hainen ; auf wieder anderen farblose Schattengestalten, die 
bleich ineinanderschweben, sich gatten und lösen wie flüchtige 
Wetterwolken, die schnell am Abendhimmel heraufziehen. 
Von andern trägt der Sturmwind das Wehgeheul und 
wahnwißige Lachen der Verzweiflung an mein Ohr, von 
anderen das wüste Jubelgebraus der Nacht. Giganten und 
Titanen, die einst den Himmel stürmten, wohnen hier in 
ewigem Kampfe; dort hausen schreckliche Ungeheuer, die 
Jahrtausendelang in träger Unthätigkeit in verpesteten 
Sümpfen halbträumend lagen; für immer auf das öde 
Heideland jener Welt gebannt, hausen dort die giftigen. 
Drachen und Schlangen, die einst die schöne Welt verwüstet. 
-- Sie fommen, gehen und kommen wieder, wie die Wellen im 
Ocean: ebenso flüchtig, ebenso zahllos und ebenso unabsehbar. 
=- Da rollt eine kleine Kugel heran und eine innere Stimme 
ruft mir zu: Dort wohnen die Menschen! Schmerz er- 
faßt mich und Sehnsucht ; ich stürze darauf zu =- doch die 
Erde treibt schon in weiter Entfernung und das Wehen des 
Windes trägt den Ruf meine8 Namens zu mir herüber über
	        
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