Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

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fein kluger Prinzipal wollte von dem gefährlichen Jungen 
etwas wissen. Da mußte denn auch der alte Schlaume dem 
Drängen des schlauen Sünders8 nachgeben und alle die schönen 
Pläne auf eine goldene Zukunft einstweilen an den Nagel 
hängen. 
Mit Hilfe mildthätiger Glaubens8genossen, die ebenso- 
viele Freitische gewährten als Tage in der Woche sind, wurde 
Schmuelchen auf die Lateinschule geschit und war also 
endlich auf dem richtigen Wege nach dem geheimnisvollen 
Walde. Er durchlief das Gymnasium, wurde ein aufge- 
schossener, magerer Schlingel, dem keine Schüssel zu groß 
gewesen wäre, und bezog nach bestandener Schlußprüfung 
die Universität Heidelberg. Um seinen Aufenthalt dortselbst 
und das Studium zu ermöglichen, eröffnete er einen klugen 
Detailhandel mit seiner Gymnasialweisheit, das heißt, ex gab 
Unterricht in allem was er wußte, und hielt sich so das 
Verhungern und das Sattwerden zu gleichen Hälften ferne. 
Er war Mediziner geworden und konnte gar nicht 
schnell genug alles lernen, was die Doitoren wissen. Er 
hatte jekt den heiligen Wald wirklich betreten, und obwohl 
dieser ganz anders aussah, als ihn die Jugend sich gedacht, 
und alles Geheimnisvolle sich Schritt für Schritt vor dem 
Eindringling zurückzog, so konnte er ihn doch für seine Leiden- 
schaft nicht schnell genug erobern und seiner Mysterien berauben. 
Als die ersten Ferien herankamen, zog er nach Hause 
zu seinem Großvater. Er fand ihn recht gealtert; der gute 
Mann schien mit der Zeit ganz zusammenklappen zu wollen 
wie ein Taschenmesser und war nahe daran, in seinen alten 
Tagen wieder etwas mehr von der Welt zu sehen, als viele 
Jahre vorher, aber jezt durch seine Beine hindurch und alles 
umgekehrt. Trauernden Sinnes, aber die Liebe im Herzen, 
sah er auf die Studien seines aus der Art geschlagenen 
Enkels, und oft unterhielt er sich mit ihm über diese wunder- 
lichen Dinge. 
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