Full text: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (3. Band)

Über die Grundlagen der Lohnregelung in der Optischen Werkstätte. 143 
markt soviele unerfreuliche Seiten hat, müssen wir diesen Maßstab 
doch auch bei uns durchführen, weil es keinen anderen gibt, der 
uns nicht hinderte, für die verschiedenen Arbeiten tüchtige Leute, 
die wir haben müssen, zu bekommen. 
Der Maßstab bei uns muß also sein: Jeder, der bei uns 
arbeitet, muß soviel erhalten, wie er nach der Wert- 
schätzung seiner Fähigkeiten und seiner persönlichen 
Leistungsfähigkeit anderwärts dafür bekommen würde — 
nicht soviel, wie inhm möglicherweise, wenn er Glück hat, 
geboten werden kann, sondern soviel, als er mit Wahrschein- 
lichkeit anderswo erhält, wenn er hier eben nicht bleiben will. 
Wie wenig uns das sympathisch sein mag — wir müssen uns 
danach einrichten, daß der Maßstab der Bezahlung der einzelnen 
dem entnommen werden muß, was die betreffende Art der Arbeits- 
tätigkeit unter Berücksichtigung der persönlichen Befähigung ihnen 
Anspruch gibt, anderwärts, ohne Glück zu haben, unter den ge- 
wöhnlichen Verhältnissen zu erwarten. 
Nun können wir aber versuchen, auf dem Boden einer der- 
artigen Regelung möglichst allen mehr zu geben, als sie 
anderwärts erhalten, weil sie unserer Genossenschaft angehören. 
Das gibt uns’dann die Sicherung, daß wir hinsichtlich aller Arbeiter 
nicht nur die gleichen Chancen haben wie andere Unternehmer, 
sondern sogar noch etwas günstigere — eben weil wir besser 
bezahlen. Wir können dann aber auch weiter mit Sicherheit dar- 
auf rechnen, für alle Arbeitskategorien tüchtige Kräfte zu 
haben. 
Das sind die allgemeinen Regeln. Wir können daraufhin ab- 
wehren jede Argumentation, welche darauf hinausgeht: wie hart ist 
es doch, daß ein Mann, der fünf Kinder hat, für 24 M. im Zeitlohn 
arbeiten muß! Menschlich ist diese Argumentation ja sehr be- 
rechtigt; für uns kann sie aber keine Richtschnur sein. Ob es dem 
Betreffenden schwer oder leicht sein wird — er muß diese Ver- 
hältnisse so gut wie wir mit in den Kauf nehmen und er kann 
) von .uns nicht eine höhere Bezahlung verlangen, als er auch 
; anderwärts erhalten würde. Wir müssen die Welt nehmen, wie 
sie ist, und können für ihre Gestaltung nicht verantwortlich ge- 
macht werden. 
Neben dieser allgemeinen Richtschnur, die ganz durchgängig 
ist, kommt für uns noch eine besondere Frage zur Erörterung,
	        
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