Full text: Die Entstehung des Glaswerks von Schott & Gen. (4. Band, 1. Hälfte)

Beil. VI. E. BuscHens Gutachten vom 27. XI. 83. 
Kann der Pariser Fabrikant nicht einmal immer die vorge- 
schriebenen Bedingungen einhalten, wieviel weniger ist er imstande, 
neue weitergehende Anforderungen in bezug auf die optischen 
Eigenschaften des Glases zu befriedigen. Kurz, die Rathenower 
Industrie sowohl wie die meisten praktischen Optiker (ich meine 
nicht die sogenannten Optiker, welche nur Händler mit opti- 
schen Gegenständen sind, ohne ein Verständnis von deren Her- 
stellung zu besitzen) befinden sich in einer Zwangslage, in einer 
Zwickmühle, aus der sie nur durch die Errichtung einer Fabrik 
für optisches Rohglas auf deutschem Boden befreit werden 
können. Die Industrie darf niemals eine Treibhauspflanze, sie 
muß naturwüchsig sein. Naturwüchsig ist aber eine Industrie nur 
dann, wenn alle Faktoren, die zur Ausführung‘ derselben mit- 
wirken, nicht ungünstiger gestellt sind, als im Heimatlande der 
Industrie, als im Lande der ersten Entwicklung, da wo die In- 
dustrie seit Menschenaltern blüht. Die Industrie muß also vor 
allem nicht vom Auslande abhängig sein, sonst ist sie eine 
Treibhauspflanze, die ein kümmerliches Dasein fristet. 
Sollten alle diese Gründe nicht ausreichen, um die Notwendig- 
keit der Begründung einer solchen Fabrik darzutun, so führe ich 
noch zum Schluß einen sehr gewichtigen an. Bricht ein neuer 
Krieg mit Frankreich aus, so liegen alle Branchen der opti- 
schen Industrie, zu welchen Kron- und Flintglas gehören, dar- 
nieder, wenn der Krieg von langer Dauer und nicht zuvor für 
große Vorräte gesorgt ist. Das Beschaffen großer Vorräte ist, 
wie ich schon erwähnt habe, [45 Vords.] sehr schwierig, und doch 
hatte ich beim Ausbruch des letzten Krieges zufällig mehrere 
Schmelzungen erhalten, sonst hätte ich die Fabrik, soweit sie die 
betreffenden Branchen betrifft, schließen müssen, obgleich sich in 
Doppelfeldstechern für Militär damals ein Geschäft entwickelte, 
wie es zuvor zu keiner Zeit, weder bei dem dänischen noch öster-‘' 
reichischen Kriege, dagewesen. Wie wichtig es aber ist, daß! 
gerade zu solcher Zeit eine auf Kriegsmaterial Bezug habende 
Fabrik leistungsfähig bleibt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. 
Der nächste Krieg, den Gott verhüten wolle, kann lange dauern, 
— es kann die FEILsche Fabrik bei einem Bombardement zerstört 
werden, was 1870 beinahe geschehen wäre, denn Bomben sind 
ganz in der Nähe eingeschlagen — was dann? 
Keiner kann mehr von der Wichtigkeit des Unternehmens 
der Herren Professor Dr. ABBE und Dr. SCHOTT durchdrungen 
SS
	        
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