$ 13. Anfänge mechanischer -Naturerklärung.
8 13. Anfänge mechanischer Naturerklärung.
Bei dem Ergebnis der eleatischen Speculation vermag sich
das Erklärungsbedürfnis auf die Dauer nicht zu beruhigen.
Mit der bloßen Leugnung der Realität der Erscheinungen wird
die Frage nicht beantwortet, wie denn diese trügerischen KEr-
scheinungen zu Stande kommen, durch welchen Mechanismus
die Welt des wahren Seins uns diese Welt des Scheines vor-
zuspiegeln vermag. Eben diese tatsächlich gegebene Mannig-
faltigkeit der Erscheinungen aber war es gewesen, die von
vornherein das Erklärungsbedürfnis erregt hatte: unmöglich
konnte daher jetzt das Erklärungsbedürfnis sich bei jenem rein
negativen. Resultate beruhigen. Wenn die Begriffe, die bisher
zur Erklärung der Erscheinungen geprägt worden waren, sich
für diese Aufgabe als untauglich erwiesen, so mußte die Lösung
der letzteren auf einem neuen Wege gesucht werden.
Die wichtigste Bestimmung, welche die bisherige Ent-
wicklung ihrem Weltprincip vindieiert hatte, war jedenfalls
dessen Unveränderlichkeit. Ein Entstehen und Vergehen,
das schien die vorhergegangene Speculation klar erwiesen zu
haben, konnte dem wahren Sein nicht zukommen: die Ver-
änderungen waren nur erklärbar, wenn ihnen ein Unver-
änderliches zu Grunde gelegt wurde. Gegenüber dieser For-
derung einer Erklärung der Veränderungen mußte dem
naiven Denken die Forderung einer ebensolchen Erklärung für
die Vielheit des Gleichzeitigen minder dringlich erscheinen;
war doch eine Mehrheit beharrlicher Dinge auch im natür-
lichen Weltbilde schon als völlig geläufige Vorstellung ge-
geben. Wenn es also erforderlich erschien, eine der Bestim-
mungen der doxzı zu opfern, damit die Möglichkeit der
Naturerklärung gewahrt bleibe, so konnte die Wahl nur dahin
ausfallen, daß die Einheitlichkeit des Princips aufgegeben,
seine Beharrlichkeit dagegen beibehalten wurde — daß also
an Stelle der einen unveränderlichen doy“ deren mehrere
traten, von welchen eine jede mit den Bestimmungen des be-
harrlichen Seins ausgestattet wurde.
Der Vorgang der Mischung aus anscheinend. einheitlichen
Bestandteilen -— etwa aus Wein und Wasser — bot ein an-
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