Full text: Einleitung in die Philosophie

Veränderung als Mischung und Trennung. 107 
schauliches Bild für die Erklärung von Veränderungen unter 
Zugrundelegung einer solchen Mehrheit von Elementen. Jeder 
Proceß scheinbaren Entstehens und Vergehens, jede beobachtete 
Änderung ließ sich unter diesem Bilde begreifen, ohne die 
Beharrlichkeit der doy% zu opfern. Vergehen und Entstehen 
im strengen Sinne haben in der Tat keine Stelle mehr, sobald 
die Gesamtheit aller Änderungen auf Mischungs- und Ent- 
mischungsvorgänge elementarer unveränderlicher Be- 
standteile zurückgeführt wird. 
Aus diesem neuen Erklärungsprineip ergibt sich eine Reihe 
von Consequenzen, welche durch die folgende Entwicklung des 
philosophischen Denkens in vollkommener Klarheit zum Aus- 
druck gebracht worden sind. 
Zunächst ist mit der Erklärung der Änderungen durch 
Mischung und Entmischung zum ersten Mal ausdrücklich ein 
Bewegungsvorgang in den Erklärungsmechanismus auf- 
genommen. Es konnte nicht fehlen, daß die weitere Analyse 
dieses Gedankens zu der (naturalistischen) Frage nach der 
Ursache solcher Bewegung führte. Jene Gegenstände unserer 
Erfahrung, von welchen das Bild der Mischung hergenommen 
wird, zeigen sich uns nicht als selbsttätige Wesen, die gleich- 
sam vermöge ihrer inneren Beschaffenheit sich von selbst zu 
dem Mischungsvorgang entschlössen; überall sind es vielmehr 
äußere Umstände, durch welche die Stoffe in Bewegung ver- 
setzt und, zusammengebracht, zur Mischung bestimmt werden. 
Auch nach. den Forderungen der Theorie konnten die Elemente 
der Mischung auf dieser Stufe des Denkens nicht mehr mit 
einem inneren Leben ausgestattet werden, wie es die primi- 
tivste Naturphilosophie ihrer don bisweilen beilegen mochte 
und aus welchem sich ihre Veränderungen. begreifen ließen. 
Denn was einmal ausdrücklich als ein unveränderliches 
Sein bestimmt ist, kann nicht mehr in sich den Grund einer 
Änderung enthalten, nicht wechselnde Zustände aufweisen, 
vermöge deren es sich bald in dieser, bald in jener Richtung 
bewegt. Die Forderung einer äußeren Ursache der Be- 
wegung ist daher die notwendige Consequenz des neuen Er- 
klärungsprinc:ps. 
Zu weiteren Folgerungen aber führt dasselbe Prineip,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.