$ 14. Das Weltbild der mechanischen Naturwissenschaft. 111
schaft. Auch der Satz Demokrits, daß die Atome keine
inneren Zustände haben und auf einander nur durch‘ Druck
und Stoß wirken, entspricht völlig der modernen Auffassung.
Nur die Ablehnung qualitativer Unterschiede der Atome trennt
Demokrits Lehre von der heutigen atomistischen Theorie. Auf
die ausgesprochen materialistische Wendung, welche
Demokrits Lehre nimmt, werden wir an einer späteren Stelle
zurückzukommen haben.
Einen wesentlichen Fortschritt. der mechanischen Natur-
erklärung hat die antike Wissenschaft seit Demokrit nicht
mehr zu verzeichnen. Zunächst durch anderweitige Interessen
in den Hintergrund gedrängt, wird die demokritische Lehre
zwar von der nach-aristetelischen Philosophie erneuert; ihre
fruchtbare Verwertung für die Erklärung der Naturvorgänge
im Einzelnen aber blieb der modernen Entwicklung der Natur-
wissenschaft aufgespart.
8 14. Das Weltbild der mechanischen Naturwissenschaft.
Die Entwicklung der mechanischen Naturerklärung ım
Einzelnen zu verfolgen kann hier nicht unsere Aufgabe sein;
nur das Ergebnis dieser Entwicklung, das naturwissenschaft-
liche Weltbild, wie es sich auf Grund der mechanischen Er-
klärungsversuche gestaltet hat, wollen wir uns in seinen
Hauptzügen vergegenwärtigen.
Als .das bleibende Fundament des Weltganzen betrachtet
die moderne Naturforschung auf Grund jener Entwicklung eine
Reihe verschiedener Grundstoffe oder Elemente — nach
dem heutigen Stande der Wissenschaft etwa 70 an der Zahl
_— die nicht in verschiedene Stoffe zerlegbar und nicht in ein-
ander zu verwandeln sind!), dagegen unter einander in den
1) Auf die neuen Vorstellungen, die sich auf das Verhalten des
Radiums und einiger anderer bis vor Kurzem für unzerlegbar gehaltener
Stoffe gründen, is$ in den Ausführungen des Textes noch keine Rück-
sicht genommen. Wie weit die einschlägigen Erfahrungen eine Um-
gestaltung des naturwissenscheftlichen Weltbildes bedingen werden, 1äßt
gich hente noch nicht klar erkennen.