Full text: Einleitung in die Philosophie

Der Mensch als Mechanismus. 117 
Welt richten —: solange trıtt der in der materlalistischen 
Auffassung enthaltene Zwiespalt zwischen der vermeintlichen 
wahren Welt und der unmittelbar gegebenen Welt unserer 
Wahrnehmungen nicht hervor. Die naturalistische Hyposta- 
sierung jener materiellen Welt vermag sich daher zunächst 
völlig unangefochten zu behaupten. Die Überzeugung aber 
von der Unanfechtbarkeit dieser materialistischen "Theorie be- 
festigt sich in dem Maße, als die letztere der Naturerkenntnis 
die Wege ebnet und sich geschickt erweist, die Gesamtheit der 
Naturvorgänge anschaulich zu erklären. Die großartigen Er- 
folge dieser Art der Naturerklärung, die glänzenden Errungen- 
schaften, zu denen sie die chemische und physikalische Forschung 
Jeitet, werben der materialistischen Anschauung stets neue An- 
hänger und Bewunderer. 
Als materialistisch pflegt man die in Kede stehende 
Ansicht zu bezeichnen, weil sie die Materie und ihre nach un- 
abänderlichen Gesetzen verlaufenden Bewegungen für das einzig 
Existierende erklärt, das aller Mannigfaltigkeit der Erschei- 
nungen zu Grunde liegt und auf welches sie alle zurückgeführt 
werden sollen. Welche Consequenzen sich aus dieser mate. 
rialistischen Ansicht für die Naturerklärung ergeben, bedarf 
nicht nochmaliger Erwähnung: das naturwissenschaftliche Welt- 
bild läßt sich, wie wir sahen, ohne Zwang durchaus materia- 
listisch auffassen und ist tatsächlich von vornherein einer 
durchaus materialistischen Denkweise entsprungen — wenn 
auch die großartige Pracht dieses naturwissenschaftlichen Welt. 
bildes keineswegs durch dessen materjalistische Auffassung be- 
dingt ist. 
Nicht ebenso befriedigend, wie die HErklärungen für die 
Vorgänge in der unbelebten Natur, stellen sich die Aufschlüsse 
dar, welche uns die materjalistische Ansicht über die Lebe- 
wesen und speciell über die Fragen unseres eigenen Daseins 
gewährt. Auch die Lebewesen einschließlich der menschlichen 
Individuen können nach dieser Ansicht nichts Anderes sein, 
als bestimmte größere Complexe von Atomen, die in be- 
stimmten gesetzmäßigen Bewegungen begriffen sind: dieselben 
Stoffe und dieselben Gesetze, welche sich in der anorganischen 
Natur als Grundlagen aller Vorgänge erweisen, sind auch hier
	        
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