x $ 16. Der sensualistische Idealismus.
dennoch den Begriff derselben noch zuläßt; während der
dogmatische Idealismus der subjectiven Welt allein das Recht
des Daseins zugesteht und so jenes dualistische Fundament
endgültig verläßt.
Die dogmatisch idealistische Ansicht ist nur selten con-
sequent durchgeführt worden. Wo sie auftritt, ist sie vielmehr
in der Regel durch gewisse Mißverständnisse entstellt, die
ihre ohnedies schon paradoxen Consequenzen deın naiven Ver-
stande völlig unannehmbar machen. Diese Mißverständnisse,
denen man sowohl in der Geschichte der Philosophie als auch
heute noch in der Entwicklung des individuellen Denkens baid
einzeln, bald combiniert begegnet, sollen an dieser Stelle ge-
sondert besprochen werden.
a) Die Welt im Kopfe.
Das erste und folgenschwerste der idealistischen Mißver-
ständnisse läßt sich in der Behauptung zusammenfassen: „alle
unsere Empfindungen sind in unserem Gehirn; die
ganze Welt setzt sich nur aus diesen Empfindungen
zusammen; die ganze Welt existiert sonach nur in
unserem Kopfe.“
Die Überlegung, welche zu diesem seltsamen Schlusse ge-
führt hat, ist die folgende. Die Empfindungen sind erfahrungs-
gemäß durch die Erregung bestimmter nervöser Organe bedingt.
Die Einwirkung der Außenwelt auf unsere Sinnesorgane wird
von der Körperperipherie aus durch die Nervenleitungen zum
Centralorgan, dem Großhirn, fortgeleitet, und nur wenn diese
Leitung bis zu ihrem Ende ununterbrochen und normal fun-
giert, kommt die entsprechende Empfindung tatsächlich zu
Stande. An irgend einem Punkte also innerhalb des Central-
organes, so pflegi man weiter zu schließen, muß der Übergang
von der Nervenerregung zum Bewußtseinsvorgange sich voll-
ziehen: an dieser Stelle entsteht die Empfindung. Alle unsere
Empfindungen sind somit von vornherein in unserem Ge-
hirn. Wenn wir trotzdem die Wahrnehmungen außerhalb
unseres Kopfes vorzufinden meinen, so unterliegen wir einer
Täuschung. Erst durch einen „unbewußten Schluß“ oder durch
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