Die Welt im Kopfe. 127
einen in unserer psychischen Organisation hbedingten „Pro-
jectionsmechanismus“ kommt das Bild dieser räumlichen
Außenwelt außerhalb unseres Kopfes zu Stande; das tat-
sächlich Gegebene sind nur die Empfindungen innerhalb
unseres Kopfes.
Der Fehler, welcher dieser Schlußweise zu Grunde liegt,
besteht darin, daß der Ort der materiellen Bedingung
der Empfindung mit dem Orte der Empfindung identi-
feiert wird. Daß Beides durchaus nicht zusammenfällt und
daß jene Überlegung, die mit dem Scheine großer Wissen-
schaftlichkeit auftritt, zu einem unhaltbaren Ergebnis führen
muß, weil sie auf einer sinnlosen Voraussetzung beruht, er-
kennt man, sobald man sich die Bedeutung des Begriffes
räumlicher Bestimmung klar vor Augen hält. Jede räum-
liche Bestimmung eines Gegenstandes kann nur in der Angabe
seiner räumlichen Beziehungen zu anderen Gegenständen
bestehen. Wenn ich nach dem Orte eines bestimmten Farb-
fleckes frage, den ich auf meiner Tischplatte sehe, so kann
diese Frage — nach der feststehenden Bedeutung der räum-
lichen Prädicate — nur eben darauf gehen, wie weit der Fleck
bez. irgend einer seiner Punkte von der einen und der anderen
Tischkante entfernt ist, wie weit die Tischplatte selbst vom
Boden entfernt ist, wie sie zu den Wänden des Zimmers, wie
diese zu dem Hause gelegen sind, unter welchem Meridian und
Breitengrade. das letztere sich befindet u. s. w.. Für die idea-
listische Position, nach welcher wir die Welt nur in unseren
Empfindungen kennen, kann sonach die Frage nach der Orts-
bestimmung irgend einer Gesichtsempfindung etwa sich nur
auf die räumlichen Beziehungen eben dieses Empfin-
dungsinhaltes zu anderen Empfindungsinhalten richten,
wie solche Beziehungen stets zugleich mit dem Complex der
fraglichen Empfindungen gegeben sind. Da wir nun das
Innere unseres Gehirns niemals sehen, so kann auch niemals
irgend eine Gesichtsempfindung ihren Ort im Gehirn haben.
Vielmehr hat jede Gesichts- und ebenso jede anderweitige
Sinneswahrnehmung ihren Ort genau da und nur da, wo wir
sie vorfinden, d. h. wo sie das naive, von keiner After-
philosophie angekränkelte Bewußtsein localisiert. Die Farben,