Full text: Einleitung in die Philosophie

1 * $ 16. Der sensualietische Idealismus. 
der durch die entsprechende Schallwelle erregt wird. Leugnet 
nun der dogmatische Idealismus die Hixistenz einer von den 
Bewußtseinserscheinungen unabhängigen, von ihnen verschie- 
denen. physischen Welt, so scheint er in der Tat zwischen 
unseren objeetirv erregten‘ Empfindungen und bloßen Hallu- 
cinationen keinen Unterschied mehr zu machen. Die ganze 
Welt wäre also für den dogmatischen Idealismus als Summe 
rein subjectiver Empfindungen nichts weiter als eine Hallu- 
eination. 
_ So zwingend dieser Schluß auf den ersten Blick scheint, 
so kann er dennoch nicht aufrecht erhalten werden. Vielmehr 
besteht auch für den Idealismus der Unterschied bloßer 
Hallueinationen und objeetiv bedingter Empfindungen, wenn 
auch nicht dem Namen, go doch der Sache nach. Denn ob 
eine unserer Empfindungen als objeetiv bedingt oder als 
Hallueination beurteilt werden muß, erfahren wir tatsächlich 
nur dadurch, daß wir im ersteren Falle gewisse Wahrnehmungen 
machen, die im zweiten Falle fehlen — Wahrnehmungen, die 
wir als die Wahrnehmungen der „äußeren Ursachen“ der Eın- 
pfindung bezeichnen (bei einer Tonwahrnehmung etws die 
Wahrnehmung der schwingenden Saite). Auch für den Idealis- 
mus bleibt dieser Unterschied vollgültig bestehen: als objectiv 
bedingte Wahrnehmung würde für ihn nur eben diejenige zu 
gelten haben, die in einem bestimmten Zusammenhange 
mit bestimmten anderen Wahrnehmungen (den Wahr- 
nehmungen jener „äußeren Ursachen“) auftritt, während als 
bloße Hallucination diejenige Empfindung zu bezeichnen wäre, 
die außerhalb eines solchen Zusammenhanges sich uns auf- 
drängt. Allerdings ist zuzugeben, daß durch die consequente 
Weiterbildung dieses Gedankenganges die Grundposition des 
dogmatischen Idealismus eine Veränderung und zwar eine Be- 
richtigung erfahren würde. Wir haben es hier mit demjenigen 
Punkte zu tun, an welchem der dogmatische Idealismus tat- 
sächlich nirgends in seine letzten Consequenzen verfolgt wor- 
den ist. 
Als Kern der dogmatisch -idealistischen Weltanschauung 
bleibt uns nach Beseitigung der dargelegten MiBßverständnisse 
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