Full text: Einleitung in die Philosophie

Schopenhauer. 135 
n bewußt werden, sah er sich veranlaßt, durch einen Analogie- 
nn schluß die gleiche Grundlage des Willens als des wahren 
Seins für das Weltganze zu fordern. Die Frage, auf welchem 
de Wege wir von den jeweils nur augenblicklich gegebenen Phäno- 
3y menen unseres Wollens zur Überzeugung von einem beharr- 
int lichen Dasein des Willens gelangen, wie ein solches von 
a“ Schopenhauer überall vorausgesetzt wird, bleibt freilich auch 
cn hier unbeantwortet; wie denn auch das Verhältnis zwischen 
m der sinnlichen Erscheinungswelt und ihrer bleibenden. Willens- 
oT. grundlage keine Klärung findet. Die Nachwirkungen dieser 
ke unklaren Willensmetaphysik sind in der modernen Entwick- 
Fer lung der Philosophie an vielen Punkten anzutreffen. 
lie Die ethische Theorie Schopenhauers, welche im Leben 
zi- einen dauernden Zustand unbefriedigten Strebens sieht, der nur 
Für durch „Verneinung des Willens zum Leben“ sein Ende finden 
ex kann, ruht zwar auf seiner eben bezeichneten Willensmeta- 
Sb, physik, ist aber in ihrer pessimistischen Färbung keineswegs 
in: durch diese metaphysische Anschauung notwendig bedingt. 
Daß jede Hoffnung auf Glück leerer Wahn sein müsse, weil 
in der Wille ein nie zu befriedigendes Streben ist, ist eine auf 
at. mangelhafter psychologischer Analyse beruhende Behauptung: 
ab- es fragt sich, ob nicht eben das Wollen als solches ein 
ga positiv wertvolles Element unseres Lebens ist und folglich 
en gerade sein fortwährendes Dasein und Wirken zu einer opti- 
ge mistischen Lebensauffassung berechtigt. Auch die Mitleids- 
CE moral Schopenhauers, die übrigens nicht als notwendige 
ch- Consequenz aus seinen erkenntnistheoretischen und metaphy- 
ine sischen Ansichten hervorgeht, krankt bei allem Adel der Ge- 
den sinnung, der aus ihr redet, an derselben Einseitigkeit. Ks 
ers erheben sich gegen sie außerdem die Bedenken, welche weiter 
ich» oben allgemein gegen die Mitleidsmoral geltend gemacht 
'or- worden sind. 
das Der hallucinatorische Idealismus ist am consequentesten 
uf- — soweit von Consequenz hier die Rede sein kann — von 
(ens H. Taine durchgeführt worden. 
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