; $ 17. Der rationalistische Idealismus.
$ 17. Der rationalistische Idealismus.
Die durch den dogmatischen Idealismus geschaffene Para-
doxie 1äßt sich auf dreifache Art vermeiden.
Der bequemste, aber freilich nicht der consequenteste
Weg zur Umgehung dieser Paradoxie ist derjenige, welcher
die Beweisführung des Idealismus schon eben durch ihr
paradoxes Ergebnis als widerlegt betrachtet, d. h. den idea-
listischen Gedankengang unter Berufung auf den „gesunden
Menschenverstand“ für absurd erklärt. Zum materialistischen
Monismus kann dieser Weg nicht zurückführen, weil die ein-
mal entdeckte Welt des Bewußtseins sich als verschieden von
der . materiellen Welt behauptet; das consequente Ergebnis
jener Überlegung ist vielmehr ein naturalistischer Dualis-
mus, welcher die materielle Welt als ein selbstverständlich
Gegebenes der Welt der Wahrnehmungen gegenüberstellt..
Dem consequenten Denken kann diese Art der Beweis-
führung nicht genügen. Die Forderung letzter Klarheit darf
nur dann als erledigt gelten, wenn es gelingt, die Lücke aus-
zufüllen, die der dogmatische Idealismus gelassen hat — die
Frage nach dem Zustandekommen allgemeiner Erkenntnis,
insbesondere der Erkenntnis der beharrlichen Dinge zu
beantworten. Bei der skeptischen Beschränkung unserer Er-
kenntnis auf die jeweilige Empfindung des Augenblicks kann
das philosophische Denken sich schon deshalb nicht beruhigen,
weil ja diese Behauptung selbst den Anspruch auf Allgemein-
gültigkeit erhebt — die Möglichkeit allgemeiner Erkenntnis
also im selben Atemzuge fordern muß, in welchem sie dieselbe
ausdrücklich verneint.
‚ Hätte die Untersuchung der genannten Frage sich sogleich
völlig unabhängig von allen naturalistischen Vorurteilen voll-
ziehen können, so hätte sie unmittelbar zur rein empiristi-
schen Erkenntnigstheorie und eben damit zur Überwindung
der Skepsis wie der Vermittlungsprobleme führen müssen. Es
bedurfte nur der Berücksichtigung derjenigen Tatsachen, die
außer und neben den Wahrnehmungen ‚der Sinne beim Auf-
bau unserer Erfahrungen beteiligt sind, um die Einseitigkeit
des dogmatischen Idealismus zu überwinden und eine Welt-
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