Full text: Einleitung in die Philosophie

Descartes. 155 
he Fortschritt unserer Erkenntnis erreicht haben. Immer aber 
te- könnte nur Erfahrung hier wie dort das Material liefern, 
ıt- welches den gewonnenen Formen einen realen Inhalt gäbe. 
Zu Erst Kant hat die continentale Philosophie von dieser 
Krankheit der mathematischen Methode geheilt. 
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en Wie alle neuen Epochen der Philosophie, so nimmt auch 
ist die hier betrachtete Entwicklungsreihe ihren Ausgang von dem 
u Zweifel an dem Werte des überlieferten Erkenntnis- 
n, besitzes. Der Begründer der neuen Philosophie, Descartes 
B —- derselbe, dem die Mathematik die fruchtbarste aller ihrer 
an Erfindungen, die analytische Geometrie verdankt — gelangte 
er im Suchen nach einem neuen unanfechtbaren Ausgangspunkte 
U- für die philosophische Beweisführung zunächst zu einer psy- 
ch chologischen Wendung seines Denkens, die ihn notwendig 
D- zur psychologischen Erkenntnistheorie drängen mußte, wenn 
© er sich von der Einwirkung der überlieferten dogmatischen 
in Lehren völlig hätte befreien können. Im Zweifel an den Ergeb- 
mn nissen der bisherigen Forschung und an allem, was etwa sonst 
>n sich bisher als sichere Erkenntnis auszugeben schien, bietet 
30 sich ihm nur eine Tatsache als unbestreitbarer Erkenntnis- 
N. besitz. Mag auch an allem Übrigen zu zweifeln sein: an dem 
26 Vorhandensein dieses Zweifels selbst kann nicht ge- 
zu zweifelt werden. Der Zweifel aber ist ein Denken; aus dem 
30 Vorhandensein dieses seines Denkens schließt Descartes weiter 
m auf sein eigenes Dasein: „cogito, ergo sum“. 
n- Mit diesem Satze ist der erste Ausgangspunkt der Deduction 
mn gewonnen, die zum Ausbau der metaphysischen Wissenschaft 
Au führen soll. In dem Kampfe um diesen ersten festen Punkt 
N, der Erkenntnis aber scheint die Widerstandskraft des Philo- 
g sophen sich erschöpft zu haben. Kaum ist diese erste Position 
30 errungen, so fällt er, sich selbst unbewußt, in einen teils 
Tr naturalistischen, teils theologischen Dogmatismus zurück, der 
ihm die weiteren Prämissen seiner Schlußreihen liefert. Ob 
— die fundamentale Lehre Descartes’, daß unserem Denken ge- 
Le wisse Vorstellungen — wie vor allem diejenige der Substanz 
n, — angeboren seien, in naturalistischem Sinne auszulegen 
N ist, mag zweifelhaft erscheinen, insofern gelegentlich nur die
	        
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