Psychophysischer Parallelismus. 161
Iht Die Annahme, durch welche die Theorie Spinozas das
16“ erste Vermittlungsproblem scheinbar beseitigt, ist von der
0, modernen Theorie des psychophysischen Parallelismus
re übernommen worden, welche ebenfalls physische und psychische
Tatbestände als verschiedene Erscheinungsweisen eines und
he desselben Tatbestandes auffaßt. Während die Einen diesen
ıf- Paralielismus nur so weit voraussetzen, als die Erfahrung tat-
1S- sächlich ein Entsprechen physischer und psychischer Vorkomm-
er nisse zeigt, also nur für die Tatsachen. unseres Kimpfindens
en und der von den Empändungen direct abhängigen weiteren
E- Bewußtseinstatsachen physische Parallelvorgänge im centralen
en Nervensystem postulieren, geben Andere der Theorie ähnliche
en Ausdehnung wie Spinoza, indem sie für den psychophysischen
ue Parallelismus allgemeine Gültigkeit im Gebiete der gesamten
Natur beanspruchen, folglich jeden Bestandteil der materiellen
Welt für beseelt erklären müssen.
78- Nair-dualistisch bleibt diese Theorie natürlich nur so weit,
ng als sie die Frage nach den Erfahrungsbestandteilen nicht stellt,
m aus welchen unser Begriff der physischen Welt sich zusammen-
ia- setzt. Doch pflegen auch. diejenigen Vertreter des psychophy-
et. sischen Parallelismus, welche die Möglichkeit der Zurückführung
u: des Physischen auf Erscheinungen des psychischen Gebietes zu-
on gestehen, insofern auf dualistischem Boden zu verharren, als
1- sie die genannte Zurückführung unvollendet lassen. Daß eine
\r- solche Zurückführung die Annahme des psychophysischen
r- Parallelismus tatsächlich entbehrlich macht, werden unsere
lie späteren Betrachtungen zeigen.
‚uf . Den consequentesten Versuch, die Gesamtheit unserer Er-
ie kenntnisse unter dem Gesichtspunkt des psychophysischen
118 Parallelismus zu begreifen, hat Avenarius in seiner „Kritik
‚te der reinen Erfahrung“ durchgeführt. Als Grundsatz für die
les Änderungen des Centralnervensystems stellt Avenarius den Satz
eu auf, daß dieses System sich jedem Angriff gegenüber zu er-
ıft halten bez. in einen neuen Gleichgewichtszustand zu setzen
ver strebe.!‘) Auf jede Abweichung vom Gleichgewichtszustande,
ol die durch irgend eine Einwirkung auf das Centralorgan aus-
Bye 1) Mas vgl. oben die entsprechende Annahme in Spinozas ethischer
Theorie,
Cornelsas, Einleitung in die Philosophie, 2. Anfl.
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