Full text: Einleitung in die Philosophie

164 $ 19. Rückblick, Die Skepsis u. das erkenntfnistheoretische Problem. 
lich unmöglich: der Skeptiker muß, um seinen Zweifel zu 
rechtfertigen, doch eben die Tatsache dieses seines Zweifels 
allgemein anerkennen. Mit demselben Rechte aber, mit welchem 
er diese Tatsache anerkennt, kann ihm das Dasein jeder ander- 
weiligen Tatsache seines psychischen Lebens als Aus- 
gangspunkt sicherer positiver Erkenntnis entgegengehalten 
werden. 
In dem tatsächlichen Bestande exacter Wissen- 
schaft findet das Denken ein weiteres Bollwerk gegen jene 
allgemeine Skepsis, Die mathematischen Wissenschaften 
sind es vor allen, an deren Dasein das Denken im Kampfe 
gegen die Skepsis immer wieder festen Halt gesucht und ge- 
funden hat: daß die mathematischen — vor allen die arith- 
metiasachen — Erkenntnisse sicher und allgemeingültig sind, daß 
2mal 2 stets gleich 4 und niemals gleich 5 ist, an dieser 
Überzeugung lassen wir uns durch kein skeptisches Argument 
irre machen. "Tatsächlich bedarf es zur Abwehr der Skepsis 
nicht einmal der Berufung auf die Ergebnisse wissenschaft- 
lichen Denkens. Schon die Tatsachen des naiven Denkens 
genügen vollkommen zum gleichen Zwecke: wenn wir mit dem 
Gegensatz von Ja und Nein, von Wahrheit und Irrtum in 
irgend einem Falle einen bestimmten Sinn zu verbinden 
wissen und die Bedingungen angeben können, welche für 
die Entscheidung einer Frage im einen oder im anderen Sinne 
maßgebend sind, so ist durch eben diese Tatsachen die all- 
gemeine Skepsis bereits widerlegt, welche die Möglichkeit 
sicherer Unterscheidung von Wahrheit und Irrtum leugnet. 
Wer etwa bestreiten wollte, daß der Mensch zum Leben Luft 
und Nahrung braucht oder daß die Stadt Rom existiert, und 
daß die entgegenstehenden Behauptungen falsch sind, kann 
seine Position nur verteidigen, indem er den Worten an Stelle 
ihrer üblichen Bedeutung einen neuen Sinn unterlegt; er ist 
daher stets durch den Hinweis auf jene übliche, in unseren 
Behauptungen vorausgesetzte Bedeutung der Worte zu wider- 
legen, 
Zeigen aber alle diese Überlegungen, daß zum mindesten 
die allgemeine Skepsis nicht im Rechte ist — daß der Unter- 
schied von Wahrheit und Irrtum besteht und der Weg zur
	        
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