Full text: Einleitung in die Philosophie

Allgemeine Vorstellungen. A 
Bewußtsein verschwinden. Aber noch mehr: bei näherer Be- 
obachtung finden wir, daß auch das scheinbar nur mit. einer 
jener Qualitäten ausgestattete Erinnerungsbild dennoch auch 
Qualitäten der übrigen Arten besitzt, nur daß wir in Fällen 
der oben bezeichneten Art nicht die Überzeugung haben; daß 
diese Qualitäten mit denen der früheren Wahrnehmung über- 
einstimmen. Auch jener vorgestellte Pfiff besitzt tatsächlich 
eine Höhe und ist nicht ohne eine solche vorzustellen; und 
auch diese Tonhöhe des Vorstellungsbildes erweist sich 
uns jeweils als eine bestimmte, sobald wir auf dieselbe achten. 
Analoges gilt von der Färbung des vorgestellten Ornamentes. 
Auch hier gelingt es niemals, einen Linienzug ohne jede 
Färbung auf einem ebenso im strengsten Sinne farblosen 
Hintergrunde vorzustellen. Mag auch die mitvorgestellte Farbe 
nur ein indifferentes Grau oder Weiß sein: irgend eine 
Farbqualität haftet den vorgestellten Formen jederzeit un- 
weigerlich an. Bleiben aber somit jene Qualitäten der Höhe, 
Stärke und Klangfarbe im einen, der Form und Farbe im 
anderen Falle tatsächlich untrennbar, so daß sie von einander 
gesondert nicht einmal vorgestellt werden können, so erhebt 
sich die Frage, wie wir denn trotz dieser Untrennbarkeit zu 
einer Unterscheidung verschiedener Qualitäten an einem 
einheitlichen Inhalte gelangen können? wie es zugehe, daß wir, 
wie die obigen Fälle der Erinnerung es zeigen, bald nur dieses, 
bald nur jenes Merkmal eines Inhaltes wirklich auffassen — 
und wie wir auch in unserem Denken bald diesem, bald jenem 
Merkmale ausschließlich unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. und 
die andern unbeachtet zu lassen, von ihnen zu abstrahieren 
im Stande sind? 
Die Frage wird noch verwickelter, wenn wir weiter be- 
achten, wie „abstracte“ Inhalte dieser Art zugleich zu „allge- 
meinen“ Inhalten werden, in welchen wir die Gesamtheit der 
Inhalte derselben Art gleichsam mit einem Blick, in einem 
einzigen Repräsentanten zu überschauen im Stande sind. Soll 
die allgemeine Vorstellung „Rot“ alle einzelnen Nüancen dieser 
Farbe vertreten, so scheint es, als ob sie hierzü alle diese 
einzelnen Nüancen in sich schließen müsse; ebenso scheint 
die allgemeine Vorstellung eines Dreiecks, an weicher wir uns 
18°
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.