1 8 21. Die Elemente der Erfahrung.
durch die Nachwirkungen von Sensationen anzusehen. Mit-
veranlaßt war diese Tendenz jedenfalls durch die Hoffnung,
alle Erscheinungen des psychischen Lebens durch „Associationen
von Ideen“ erklären zu können. Die Minderbewertung der
sinnlichen Erkenntnis als solcher liegt übrigens Locke
durchaus fern. Er constatiert ausdrücklich, daß weder Wahr-
nehmungen noch Vorstellungen als solche irgend eine
Täuschung involvieren können; Täuschung komme jeweils erst
durch die Beziehung unserer Vorstellungen auf Obijecte. zu
Stande.
Zu regen Controversen gab schon frühe das Abstrae-
tionsproblem Anlaß. Während Locke die Kxistenz abstracter
Vorstellungen zwar constatierte, eine genauere Untersuchung
derselben. aber nicht durchführte, leugnete Berkeley die Mög-
lichkeit solcher Vorstellungen. Für ihn entsteht die allge-
meine begriffliche Bedeuiung der Worte und der an diese
Worte geknüpften allgemeinen Vorstellungen nur dadurch, daß
jeweils eine ‚concrete Hinzelvorstellung als Repräsentant einer
größeren Zahl anderer Einzelvorstellungen betrachtet wird.
Wie freilich diese Vertretung zu Stande kommt und wie es
zugeht, daß wir unsere Aufmerksamkeit einer einzelnen Kıgen-
schaft eines Inhaltes ausschließlich zuwenden können, hat
Berkeley nicht gezeigt. Hume tritt Berkeleys Meinung bei
und sucht dieselbe durch neue Argumente zu stübzen; er er-
klärt das Zustandekommen der allgemeinen Bedeutung der
Worte, indem er darauf hinweist, wie dasselbe Wort als Be-
zeichnung für ähnliche Dinge erlernt und angewendet wird,
ohne daß wir uns beim neuen Gebranche des Wortes an die
Unterschiede dieser ähnlichen Dinge im Einzelnen erinnern. Der
Sinn des Wortes ist uns gegenwärtig, indem es zugleich mit
einer der Vorstellungen, die es uns bezeichnet, auch die Ten-
denz wieder erweckt, an die übrigen dieser Vorstellungen zu
denken, ohne daß diese uns dabei einzeln bewußt werden
müssen. Die Natur dieser Tendenz sucht Hume durch Analogien
deutlicher zu machen, ohne doch eine Erklärung für deren
Mechanismus zu gewinnen. KErst am Schlusse seiner Betrach-
tungen besprieht er die Unterrcheidung der verschicdenen
Qualitäten eines einheitlichen Inhaltes. Auf seine Erklä-
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