Full text: Einleitung in die Philosophie

196 8 22. Die Associationepsychologie. 
— Um Mißverständnisse zu vermeiden, sei nochmals ausdrück- 
lich bemerkt, daß es sich bei beiden Associationsgesetzen aus- 
schließlich um Gesetze für den Eintritt von Ideen, nicht für 
denjenigen von Empfindungen handelt. Im Falle der Ähn- 
lichkeits- wie im Falle der Berührungsassociation können zwar 
die assoclierenden, d. h. die zunächst gegebenen Erlebnisse, 
an welche sich die Association anknüpft, jedem von beiden 
Gebieten angehören; die associierten Vorstellungen aber, 
d. h. diejenigen, deren Auftreten durch jene Gesetzmäßigkeiten 
seine „Erklärung“ findet, sind jederzeit bloße Gedächtnis- 
oder Phantasievorstellungen. Von einer entsprechenden 
„Association der Empfindungen“ zu reden, wie es gelegent- 
lich geschehen ist und noch geschieht, gibt uns die psycho- 
logische Erfahrung kein Recht. 
Eine Erklärung der Bewußtseinstatsachen mit Hilfe 
der beiden Associationsgesetze konnte nur in der Weise ‚ge- 
wonnen werden, daß man die complexen psychischen Tat- 
sachen auf Associationen der einfacheren Bestandteile 
zurückführte. Die Aufgabe war auf diesem Wege allgemein 
zu lösen, wenn es gelang, alle psychischen Tatsachen, soweit 
sie sich nicht als einfache Bestandteile unseres Bewußtseins- 
verlaufes erweisen, als Complexe solcher Bestandteile zu er- 
kennen, die entweder durch die‘ Constellation der äußeren 
Reize oder aber durch Associationen vermöge der genannten 
Gesetze mit einander in Verbindung getreten sind. 
Eine Zeit lang trug man sich mit der Hoffnung, auf 
diesem Wege eine vollständige Erklärung unseres psychischen 
Lebens zu gewinnen, — „die Tatsachen unseres Vorstellungs- 
verlaufes mit derselben Sicherheit zu bestimmen, mit welcher 
die Astronomie die Bewegungen der Planeten zu bestimmen 
vermag“. Diese hochgespannten Hoffnungen hat die Associations- 
psychologie jedoch nur sehr unvollständig erfüllt, Zwar findet 
eine beträchtliche Reihe von Tatsachen unseres Bewußtseins- 
lebens durch den Mechanismus der Association ihre feilweise 
Erklärung. So vor allem, wie bereits oben erwähnt, die Kır- 
lernung von Sprache und Schrift, sowie allgemein diejenigen 
Ergebnisse der psychischen Entwicklung, welche auf der Min- 
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