= 3 $ 22. Die Associationspsychologie.
Da sonach aus den Phänomenen selbst, die wir als ver-
knüpft vorfinden, keine Kenntnis der Notwendigkeit dieser
Verknüpfung geschöpft werden kann, so bleibt als Quelle
dieser Vorstellung nur noch der subjective Vorgang übrig,
der sich auf Grund jener öfteren Verknüpfung gleichartiger
Wahrnehmungen einstellt. Wenn wir mehrfach die Erfahrung
gemacht haben, daß auf bestimmte Wahrnehmungen bestimmte
andere Wahrnehmungen folgen — wie etwa auf den Blitz der
Kanone der Knall — so bildet sich zwischen den entsprechen-
den Vorstellungen eine gewohnheitsmäßige Association
derart aus, daß sich mit dem Gedanken an das eine jener Er-
lebnisse stets sogleich der Gedanke an das andere verbindet.
Dieser Association aber haftet nunmehr die Notwendigkeit
an, welche aus jener tatsächlichen Verknüpfung der Wahr-
nehmungen nicht abzuleiten war: so oft wir das eine der
Glieder dieser Association von neuem wahrnehmen, stellt sich
uns mit Notwendigkeit auch die Vorstellung des anderen
wieder ein, und zwar mit einer „Lebhaftigkeit“, welche zugleich
den „Glauben“ an die Existenz des letzteren wachruft. Indem
sich uns das Gefühl der Notwendigkeit der Verknüpfung dieser
beiden Vorstellungen gemäß der zwischen beiden bestehenden
Association. aufdrängt, sind somit alle Factoren gegeben, welche
wir in unseren Urteilen über die Verknüpfung von Ursache
und Wirkung finden.
Unsere Vorstellung dieser notwendigen Verknüpfung er-
klärt sich also aus rein subjectiven Factoren, aus welchen
sich die tatsächliche Berechtigung ‚des entsprechenden
Glaubens betreffs der Vorgänge in der Welt der Dinge in
keiner Weise ableiten läßt. Legen wir dennoch unseren
Causalurteilen objective Gültigkeit bei, so befinden wir uns
im Irrtum: es sind nur subjectiv bedingte Eigentümlichkeiten
unseres Gedaukenverlaufes, die wir fälschlich in die Ordnung
der objectiven Welt hinemtragen. /
' Da aber der Schluß aus der Wirkung auf die Ursachs
nach Humes Meinung der einzige ist, der uns über die augen-
blickliche Wahrnehmung hinausführt, so werden wir
mit dem eben bezeichneten Ergebnis auf den sensualistischen
Standpunkt zurückgedrängt, der keine über die augenblickliche
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