Full text: Einleitung in die Philosophie

Wiedererkennen gewohnter Inhalte. 2921 
lich weder jene Zweiheit, wie sie für die Ähnlichkeitserkenntnis 
erforderlich ist, noch auch die Ähnlichkeitserkenntnis selbst 
vorzuliegen: die Bekanntheit der gewohnten Inhalte erscheint 
vielmehr als eine unmittelbar vorgefundene, einheitliche Quali- 
tät derselben. 
Allein wenn auch in Fällen dieser Art der unmittelbar 
gegebene Tatbestand — und das Wissen des naiven Menschen 
um diesen augenblicklichen Tatbestand — die Ähnlichkeits- 
erkenntnis nicht als gegenwärtig unterschiedenes Erlebnis 
zeigt, so ist dieselbe doch in dem Tatbestand der „gewohnten 
Inhalte“ als Bedeutung der letzteren eingeschlossen — also 
mittelbar gegeben. Denn der Sinn der Behauptung, daß ein 
Inhalt uns ein „gewohnter“ ist, ist nicht erschöpfend wieder- 
gegeben durch den Hinweis auf ein besonderes, nicht weiter 
zu analysierendes „Gefühl der Bekanntheit“, sondern es ist mit 
dieser Behauptung zugleich ausgesagt, daß Inhalte dieser 
Art uns von früher her bereits bekannt sind — d.h. 
daß eben ein durch frühere Erlebnisse bedingtes Wissen um 
solche Inhalte vorliegt. 
Wer diese Antwort auf den erhobenen Einwand eben des- 
halb ablehnen wollte, weil an dem betrachteten Inhalt die Ähn- 
lichkeitserkenntnis nicht als Teilerlebnis aufzuzeigen ist, der 
würde damit zeigen, daß er gerade das Wesentliche der gegen- 
wärtigen Betrachtung und ihren Gegensatz zur atomistischen 
Psychologie übersieht. Nicht auf das, was sich im einzelnen 
reellen Teilerlebnis findet, sondern auf das, was durch den 
Zusammenhang der Erlebnisse jenseits dieses einzelnen Teil- 
erlebnisses — und insofern stets ideal, d.h. mittelbar — ge- 
geben wird, richtet sich meine Fragestellung. 
Diese Frage kann weder hier noch in anderen Fällen durch 
den bloßen Hinweis auf das Wissen des naiven Menschen, 
sondern nur dadurch entschieden werden, daß wir die Be- 
dingungen analysieren, ohne welche die Bedeutung des frag- 
lichen Tatbestandes nicht gedacht werden kann, die also in 
jeder Behauptung über diesen Tatbestand mitbehauptet sind. 
Bedingungen dieser Art sind zunächst die oben bezeichneten 
Tatsachen der Unterscheidung und der symbolischen Function 
der Gedächtnisbilder — Tatsachen, die gleichfalls durchaus
	        
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