Full text: Einleitung in die Philosophie

280 8 24. Allgemeinste Gesetze des Bewußtseinsverlaufs. 
die von jenen Gesetzen beherrschte Entwicklung unserer 
Erkenntnis zu Tage fördert. 
Jeder beliebige Teil unseres Bewußtseinsverlaufs stellt 
sich zunächst vermöge der beiden ersten jener Factoren als 
Teil einer Suecession dar, deren vergangene Teile uns 
durch die Function des Gedächtnisses bekannt sind, ob sie 
gleich als solche nicht mehr vorhanden, vielmehr auf immer 
entschwunden. sind. Die Nachwirkungen dieser vergangenen 
Teile können wir eventuell in Form der Gedächtnisbilder als 
einzelne Teilinhalte unseres Bewußtseins unterscheiden; 
aber auch soweit wir dieselben nicht unterscheiden, ist doch 
unser „Gesamtzustand“, d. h. der gesamte Bewußtseinsinhalt 
des gegenwärtigen Augenbliceks durch dieselben beeinflußt; 
unsere Stimmung ist jeweils wesentlich durch diese Nach- 
wirkungen mitbedingt, und unsere im Laufe unseres bisherigen 
Lebens gewonnenen Dispositionen!) zu Urteilen wie zu Be- 
strebungen hängen, wie man ohne Weiteres erkennt, von eben 
diesen Nachwirkungen ab. 
Neben diesen Nachwirkungen des Vergangenen besteht 
unser Bewußtseinsinhalt stets aus den Teilen, die als neue 
Eindrücke des Augenblicks hinzutreten; und zwar besteht 
der Bewußtseinsinhalt jedes Mal aus denjenigen einheitlichen 
Teilinhalten, welche im Augenblicke von uns unterschie- 
den werden. 
Mit der Unterscheidung dieser Teile geht ein Wieder- 
erkennen derselben so weit Hand in Hand, als diese. unter- 
schiedenen Teile von uns als diese verschiedenen für die Folge 
festgehalten und nicht miteinander verwechselt werden; eventuell 
kann ein bestimmteres Wiedererkennen, ein „Beachten“ und 
„Beurteilen“ dieses oder jenes Teiles hinzutreten. Den Mechanis- 
mus solcher Beurteilung werden wir unten ausführlich be- 
trachten. Neben diesen beachteten Teilen erscheint die Ge- 
samtheit dessen, was nicht beachtet, d. h. nicht wiedererkannt 
1) Der Mechanismus, welcher zu diesem Begriff der „Dispositionen‘‘ 
und der darin enthaltenen, für unser Bewußtsein unbemerkten Nach- 
wirkungen des Vergangenen führt, sowie unsere Berechtigung zum Ge- 
brauch dieser Begriffe wird weiter unten zur Sprache kommen (S$ 31).
	        
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