Entstehung der Bedeutung sinnlicher Prädicate. ‚9241
beiden Arten von Tönen, sowie zur Erkenntnis der Zugehörig-
keit eines neu auftretenden Tones zu einer oder der anderen
dieser Arten führen. Daß für diese ersten Begriffsbildungen
innerhalb des Tongebietes abermals sowohl die Unterscheidung
als das Wiedererkennen wesentliche Voraussetzungen sind, dürfte
ohne nochmalige Beweisführung verständlich sein.
Die bisher betrachteten Beispiele lassen uns zugleich er-
kennen, wie die Bedeutung der Prädicatsworte; durch die
wir die Qualitäten unserer Wahrnehmungen bezeichnen, md
der durch diese Worte zum Ausdruck kommenden Urteile
sich entwickelt. Damit ein Wort überhaupt zum Zeichen für
Inhalte bestimmter Art werde, wie es eine solche Bedeutung
beim Erlernen unserer Muttersprache für uns erhält, ist es
erforderlich, daß sich zwischen Inhalten der betreffenden Art
und der Vorstellung des Wortes eine Berührungsassociation
einübt, derart, daß sich jeweils beim Auftreten eines Inhaltes
jener Art die Erinnerung an das Wort und umgekehrt im
Anschluß an das Wort die Erinnerung an Inhalte der be-
treffenden Art einstellt. Die obige Betrachturg lehrt uns, daß
solche Erinnerung beim Kennenlernen. jeder neuen Art von
Inhalten zunächst unbestimmt ist; genau ebenso unbestimmt
wird daher auch die Bedeutung des Wortes bleiben, das
uns von unserer sprechenden Umgebung als. Bezeichnung von.
Inhalten dieser Art genannt wird und das sich uns daher mit
diesen Inhalten associiert. Umgekehrt aber wird sich das
Wort als Bezeichnung in diesem erlernten Sinne, d.h. als
Prädicatswort nur dann an einen Inhalt anknüpfen können,
wenn derselbe als ein Inhalt der betreffenden Art wieder-
erkannt wird: denn würde es sich ohne solches Wiedererkennen
anschließen, so würde diese Association sich im nichts von
jeder zufälligen Association des Wortes an beliebige ander-
weitige Inhalte unterscheiden, d. h. das Wort würde seine
Bedeutung verlieren.
Soweit ein Wort — wie etwa das Wort „Ton“, „hoher,
tiefer Ton“ — auf die angegebene Art seine Bedeutung erhält,
bezeichnet es hiernach die Inhalte einer Gruppe, welche durch
die Ähnlichkeit zwischen eben diesen Inhalten charakterisiert
Cornelius, Einleitung in die Philosophie, 2, Aufl.
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