Formen der Anschauung. 3
zeitig erklingende Töne haben keinen Raum nötig, um sich
darin nebeneinander zu ordnen; von rechts und links , von
Winkeln und Dreiecken ist bei Tonempfindungen nicht die
Rede. Ebensowenig bestehen zwischen Empfindungen und
Gedächtnisbildern, oder zwischen Empfindungen, Urteilen,
Gefühlen u. s. w. irgendwelche bestimmten räumlichen Be-
ziehungen.
Von gleich allgemeiner Bedeutung, wie die zuvor betrach-
teten Begriffe sind dagegen noch die Begriffe der Ähnlichkeit
und Gleichheit‘) sowie diejenigen der Gradunterschiede
der Ähnlichkeit, ferner die Begriffe der Constanz und Ver-
änderlichkeit sowie der Richtung der Änderung. Jeder
Inhalt weist mit anderen Inhalten größere oder geringere Ähn-
lichkeit in der einen oder der anderen Hinsicht auf. Wir be-
zeichnen diese Ähnlichkeit als Gleichheit, wenn wir in der be-
treffenden Hinsicht keinen Unterschied. zwischen beiden Inhalten
constatieren können. Je nachdem diese oder jene Beziehung
zwischen den Gliedern eines successiven Complexes stattündet,
schreiben wir der Succession in der betreffenden Hinsicht quali-
intive Constanz oder Veränderlichkeit zu. Kine bestimmte
Richtung der Veränderung liegt in jedem Augenblicke insofern
vor, als die suecessiven Inhalte zunehmende oder abneh-
mende Ähnlichkeit mit einem bestimmten Inhalte in irgend
einer Hinsicht aufweisen.
Der Entwicklung all dieser Begriffe soll hier nicht im
Einzelnen. nachgegangen werden; die Prineipien ihrer Bil-
dung sind in den vorhergehenden Betrachtungen aufgezeigt
worden.
i) Der Begriff der Identität gehört nicht hierher: Identität ist keine
Beziehung zwischen Inhalten als selchen -— zwei Inhalte können nie-
mals identisch sein, da sie daun eben nicht zwei Inhalte wären, sondern
nur einer. Identität kann vielmehr nur zwischen den Bedeutungen
verschiedener Symbole bestehen, insofern diese tatsächlich dieselbe
Bedeutung besitzen. Vgl. den früher erwähnten Fall der Identität der
Bedeutung von. Gedächtnisbildern, 8. 218