Full text: Einleitung in die Philosophie

Gesetzmäßige Zusammenhänge von Inhalten. 255 
fassen. Wenn ich etwa, um an ein früher betrachtetes Beispiel 
anzuknüpfen, eine Kupfermünze sehe und sie auf Grund dieses 
Anblickes als die Kupfermünze beurteile, so sage ich mit diesem 
Urteile implicite alles dasjenige aus, was einer Kupfermünze 
nach meinem Begriff eines solchen Gegenstandes zukommt, 
während doch der gegebene Anblick mir erstlich nur das per- 
spectivisch gesehene Bild einer Seite, zweitens nur die sicht- 
baren Eigenschaften eben dieser Seite gibt. Die übrigen 
Erfahrungen, von denen ich weiß, daß ich sie an der Kupfer- 
münze machen kann, sind mir nicht ebenso wie jene sichtbaren 
Eigenschaften gegenwärtig gegeben; ich ergänze dieselben 
vielmehr auf Grund früherer Erfahrungen in der Weise, daß 
ich‘ sie — im Anschluß an jene gegebene Ansicht — vorzu- 
finden erwarte, falls ich die- entsprechenden Bedingungen er- 
fülle, unter welchen sie sich bei früheren Gelegenheiten an 
einer solchen Münze einstellten (wenn ich dieselbe etwa mit 
dem Finger berührte oder von der Rückseite betrachtete). 
Mein Urteil, welches den gegenwärtigen Gesichtsinhalt unter 
den Begriff der Kupfermünze einreiht, sagt also von eımer 
großen Reihe mannigfaltiger Erscheinungen aus, daß sie sich 
unter bestimmten Bedingungen an den gegebenen Inhalt an- 
schließen werden; oder, wie wir dies auch ausdrücken können, 
es befaßt den gegebenen Inhalt in einen gesetzmäßigen 
Zusammenhang verschiedener unter bestimmten Be- 
dingungen zu erwartender anderer Inhalte. 
Die Glieder eines solchen Zusammenhanges, d. h. die Er- 
fahrungen, durch welche der betreffende Gegenstand für uns 
Charakterisiert ist, sind uns vielleicht im Augenblick des Ur- 
teiles ‚durchaus nicht alle in der Erinnerung gegenwärtig. Ihre 
Gesamtheit aber wird uns durch die bekannte Bedeutung 
des betreffenden Gegenstandsbegriffes jederzeit wieder 
in Erinnerung gebracht, sobald wir unsere Aufmerksamkeit 
auf diese Bedeutung richten. 
Daß nur in solchen gesetzmäßigen Zusammenhängen der 
Erscheinungen dasjenige zu suchen ist, was wir als das 
bleibende Sein in der Welt der Dinge im Gegensatze zu 
dem Wechsel unserer Wahrnehmungen zu betrachten pflegen, 
wurde schon früher gelegentlich der Besprechung der Lehre
	        
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