Full text: Einleitung in die Philosophie

_ $ 27. Die zweite Kategorie, 
druck einordnen können, nur eben die Begriffe jener bestimmten 
Successionen zu Gebote stehen. Wenn wir etwa einen Blitz 
bisher regelmäßig mit darauffolgendem Donner erlebt haben, 
so wird uns bei abermaliger Wahrnehmung eines Blitzes .der 
bekannte Begriff der Succession „Blitz => Donner“ zur Ver- 
fügung stehen, um den Eindruck darunter einzureiken, und wir 
erwarten demgemäß den Donner. "Tritt er ein, so stellt sich 
zugleich das eigenartige Gefühl der Befriedigung ein, 
welches durch das Bekannte, Gewohnte im Gegensatz zum 
Fremdartigen bedingt ist: — unsere Krwartung ist „erfüllt“ —; 
bleibt der Donner aus, so fühlen wir uns „enttäuscht“, d. h. 
das Gesamterlebnis ist uns frermdartig — wenn. nicht etwa 
die Erfahrung, daß „ferne Gewitter uns Blitze ohne Donner 
zeigen“, auch dies Ausbleiben des Donners bereits zu einem 
gewohnten Erlebnisse gestempelt hat. 
Wir können diese Tatsachen der Erwartung und ihrer 
Erfüllung bez. Enttäuschung zusammenfassend bezeichnen, in- 
dem wir sagen, wir seien allgemein bestrebt, jedes neue 
Erlebnis unter den Begriff einer bereits bekannten Art der 
Succession einzuordnen. Gelingt uns solche Einordnung, so 
fühlen wir uns beruhigt, während jeder neue Eindruck uns 
beunruhigt, sobald bez. soweit der Versuch solcher Einord- 
nung sich als mißlungen erweist. Die neue — unerwartete — 
Succession erscheint uns in diesem Falle als eine ungewohnte, 
befreindende; in welcher Weise dies Gefühl durch weitere Er- 
fahrungen überwunden werden kann, wird später zur Sprache 
kommen, 
Zeigt sich in dieser Weise die Tatsache. der Erwartung 
zunächst im einfachsten Falle als unmittelbare Folge der Er- 
innerung an Complexe und der darauf beruhenden begriff- 
lichen Bestimmung unserer Erlebnisse, so ergeben sich weitere, 
compliciertere KErwartungsphänomene aus jenen Tatsachen, 
welche wir bereits bei Betrachtung der Berührungsassociation 
zu berücksichtigen hatten. Da es eben diese Phänomene sind, 
deren Kenntnis für die Einsicht in den Mechanismus der Be- 
griffsbildung erforderlich ist, so müssen wir noch einen Augen- 
blick bei der Analyse derselben verweilen, 
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