Full text: Einleitung in die Philosophie

Begriff der Bedingung. 259 
Inhalte derselben Art kommen bekanntlich picht stets in 
denselben Successionen vor; vielmehr treten dieselben als Teile 
sehr verschiedenartiger Complexe auf, Wir werden daher 
entsprechend dem oben untersuchten Mechanismus veranlaßt, 
sehr verschiedene Erwartungen im Anschluß an gegebene In- 
halte zu hegen: je nachdem ich etwa von einer Ansicht eines 
mir bekannten Gegenstandes aus mein Auge nach rechts oder 
nach links wende, erwarte ich durchaus Verschiedenes zu er- 
blicken. Von den verschiedenen Möglichkeiten, welche hier 
eine weitere Differenzierung bedingen, kommt für unsere Ana- 
Iyse zunächst nur eine in Betracht. Wir wollen annehmen, 
wir hätten den Inhalt @ bisher in den Successionen 
a PR ag HN... 
kennen gelernt. Dann wird nach dem Vorigen sich an die 
abermalige Wahrnehmung des Inhaltes @ ebenso gut die Er- 
wartung der Gruppe Pp wie diejenige der Gruppe Qg u. s. w. 
anknüpfen: unsere Erwartung weiterer Erlebnisse wird also 
zunächst eine sehr unbestimmte sein. Beginnt aber eine 
bestimmte der bisher im Anschluß an a erlebten 
Reihen sich einzustellen, so wird auch unsere Brwar- 
tung der nächstfolgenden Erlebnisse dadurch be- 
stimmt: wir erwarten nach a P nicht mehr g oder r, sondern 
eben y auftreten zu sehen?), oder, wie wir dies auch ausdrücken 
können, wir erwarten im Anschlusse an a auf Grund unserer 
bisherigen Erfahrungen unter der Bedingung P die Wahr- 
nehmung p, unter der Bedingung Q die Wahrnehmung g u.s. w. 
(Wende ich im obigen Beispiele mein Auge nach rechts, so 
erwarte ich eben die Ansicht wiederzusehen, die ich auf dieser 
Seite bereits das vorige Mal gefunden habe.) 
Wir sehen aus dieser Betrachtung, daß die Beziehung 
zwischen Bedingung und Bedingtem oder der Begriff der 
i) Es versteht sich nach ‚den früheren Betrachtungen von selbst, 
daß die obigen Buchstaben weder einfache, noch auch eindeutig 
bestimmte Inhalte bezeichnen müssen: den Inhalten, weiche im Laufe 
unserer natürlichen Entwicklung zu Erwartungszusammenhängen ver- 
knüpft werden, kommt nur derjenige Grad der Bestimmtheit zu, welcher 
der Entwicklung des Wiedererkennens in der betreffenden Phase unseres 
Lebens entspricht. 
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