Full text: Einleitung in die Philosophie

268 828. Das Object als gesetzmäßiger Zusammenhang d. Erscheinungen. 
Zusammenhange, den wir als die geometrische Form des Körpers 
bezeichnen, ein von unserer Wahrnehmung unabhängiges 
Dasein zuschreiben, — so lange nämlich, als der Körper nicht 
etwa „seine Form ändert“, 
Wie die geometrischen Formen der Körper, so lassen sich 
alle diejenigen Eigenschaften der Dinge, welchen wir ein solches 
objectives, d. h. von unserer Wahrnehmung unabhängiges Da- 
sein beilegen, als Zusammenhänge der in Rede stehenden 
Kategorie aufzeigen. Als ein weiteres Beispiel wollen wir den 
Begriff der Farbe ins Auge fassen, die wir den Gegenständen 
als eine beharrliche, von unserer Wahrnehmung unabhängige 
Eigenschaft zuerkennen, 
Wenn wir etwa sagen, daß die Blätter der Linde grün 
sind, so haben wir dies Urteil zwar zunächst auf Grund unserer 
Wahrnehmung gewonnen, indem wir die sinnliche Erscheinung 
vermittelst des Wahrnehmungsbegriffes „grün“ bezeichneten. 
Wir behaupten aber nicht bloß, daß den betreffenden Wahr- 
nehmungsbildern diese Farbe zukomme, sondern wir schreiben 
sie den Blättern als eine dauerrde Qualität zu, auch während 
wir dieselben nicht wahrnehmen. Was ist mit diesem Urteile 
gemeint? Zunächst ist darin die Behauptung mit eingeschlossen, 
daß die Wahrnehmung der. Blätter uns als grün entgegen- 
getreten ist, so oft wir dieselben bei Tageslicht betrachtet 
haben, und daß sie uns auch in Zukunft ebenso entgegentreten 
werde. Mehr als diese Gesetzmäßigkeit für unsere 
Wahrnehmungen können wir auf Grund unserer Erfahrungen 
von der Farbe der Blätter vorerst nicht aussagen. Wenn wir 
nun aber weiter erfahren, daß der Anblick der Blätter bei 
verschiedener Beleuchtung -— bei Sonnenschein und bei trübem 
Himmel, bei Tag und bei Nacht, bei natürlichem und be; 
künstlichem Licht —- völlig verschiedene Yarbqualitäten zeigt, 
so sehen wir uns durch solche Erfahrungen keineswegs ver- 
anlaßt, den Blättern eine veränderliche Farbe beizulegen: 
indem wir vielmehr allgemein die Erfahrung machen, daß die 
Färbung eines Dinges, welches bei gleicher Beleuchtung 
constante Farbqualität zeigt, mit dem Wechs el der Be- 
leuchtung selbst verschieden erscheint, beziehen wir diese 
Gesetzmäßigkeit unwillkürlich in den Begriff der constanten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.