Full text: Einleitung in die Philosophie

Phänomena und Noumena. 271 
Zusammenhänge der im Vorigen beschriebenen Art sind 
Ergebnisse unseres Denkens, welches, wie wir gesehen haben, 
vermöge der natürlichen Entwicklung unserer Begriffe die Er- 
scheinungen unter jene Regeln zusammenfaßt. Der Begriff 
des beharrlichen Gegenstandes und der Begriff jeder seiner 
beharrlichen Eigenschaften ist insofern ein voovW&vov im 
Gegensatz zu den yaıvduevu, den wechselnden Erscheinungen 
unserer Sinne. Aber jenes voovuwsvor ist von diesen 
Erscheinungen nicht mehr als ein Fremdes durch eine 
unüberbrückbare Kluft geschieden, sondern es ist 
nichts Anderes als die durch unser Denken bestimmte 
Ordnung eben dieser Erscheinungen: die Erscheinungen 
sind die einzelnen Fälle der in dem voovuwevov gegebenen. 
allgemeinen Regel. 
Die durchgeführten Betrachtungen ergeben zugleich die 
Lösung des Probleme, welches der dogmatische Idealismus 
unberücksichtigt gelassen hatte: sie zeigen uns, in welchem rein 
empirischen Sinne wir von der Existenz eines Gegenstandes 
und all seiner Eigenschaften sprechen können, auch während 
wir den Gegenstand nicht wahrnehmen. Der Gegenstan“ als 
Regel für unsere Wahrnehmungen ist seinem Begriffe nach 
davon unabhängig, ob eine dieser Wahrnehmungen gegenwärtig 
gegeben ist oder nicht, da die Behauptung seines Daseins ja 
nur aussagt, daß wir bei Erfüllung der entsprechenden 
Bedingungen diese oder jene Qualitäten vorfinden. In der- 
selben Weise aber, wie wir den Gegenstand seinem Begriffe 
nach als unabhängig von unserer jeweiligen Wahrnehmung 
erkennen, erweist er sich uns auch unabhängig davon, ob 
wir im gegebenen Augenblicke an ihn denken oder nicht. 
Wie allgemein die Bedeutung eines Begriffes nicht davon ab 
hängt, ob wir gerade auf dieselbe achten, so. behält auch der 
gesetzmäßige Zusammenhang der Erscheinungen, den wir 
in dem Begriff eines Gegenstandes zusammenfassen, ununter- 
S, 423). Die Betrachtungen dieses und der nächsten Abschnitte zeigen, 
wie wir vermöge unserer Erfahrungen zur Bildung und Anwendung dieses 
Begriffs veranlaßt werden und mit welchem Rechte wir die einmal ge- 
fundenen Functionalzusarsxenhänge als allgemein gültige Gesetze for- 
muheren ($ 30).
	        
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