974 828. Das Object als gesetzmäßiger Zusammenhang d. Erscheinungen..
die Qualitäten bestimmt, die sie unserer sinnlichen Wahrneh-
mung unter verschiedenen Bedingungen darbieten — machen
wir uns nicht etwa einer Vernachlässigung schuldig, wenn wir
den Gegenstand nur als die gesetzmäßige- Verknüpfung dieser
Wahrnehmungen definiert sein lassen? Wenn ich sage, daß
der Mond auch hinter einer Wolkenwand fortfährt zu existieren,
die ihn unseren Blicken verdeckt, so ist damit doch mehr
gesagt, als nur, daß ich ihn wahrnehmen würde, wenn ich
mich jenseits dieser Wolkenschicht befände oder wenn die
Wolkenschicht beseitigt würde: es ist damit in der Tat zu-
gleich ausgesagt, daß die Wirkungen nach wie vor bestehen,
welche der Mond ausübt, — daß er also fortfährt, durch seine
Bewegungen den Wechsel von Ebbe und Flut zu hedingen,
und was sonst noch an Einflüssen seines Daseins auf ander-
weitige Gegenstände und Vorgänge in der Welt namhaft zu
machen ist. In diesem seinem Wirken, so wird man mit
Recht behaupten können, besteht seine Realität: indem dieses
Wirken sich vollzieht, völlig unabhängig davon, ob wir den
Mond wahrnehmen oder nicht, besitzt er seine von unserer
Wahrnehmung unabhängige Existenz.
So gewiß mit all diesen Aussagen tatsächlich Richtiges
behauptet wird, so sind sie doch keineswegs Einwände gegen
die oben gewonnene Einsicht in das Wesen der Dinge; viel-
mehr weisen sie uns nur auf die weiteren Zusammenhänge
hin, durch welche der Fortschritt der wissenschaftlichen Er-
kenntnis unsere natürlichen Begriffe von den Gegenständen und
unser gesamtes Weltbild ergänzt. Auch die Tatsachen, an
welche die vermeintlichen Einwände erinnern, sind nichts als
Gesetze für den Zusammenhang der Erscheinungen:
auch von den physikalischen und chemischen Kigenschaften
der Dinge, wie sie in deren „Wirkungen“ zu Tage treten,
wissen wir ja nur durch die Wahrnehmungen unserer Sinne,
und jede Behauptung über solche Eigenschaften ist daher, 89-
weit sie eine rein wissenschaftliche Behauptung sein soll,
stets identisch mit einer Abbreviatur für den Zusammenhang
der in der betreffenden Hinsicht und unter den betreffenden
Bedingungen bisher gemachten und demgemäß für die Zukunft
von uns erwarteten Wahrnehmungen. Bereits in den ein-