Full text: Einleitung in die Philosophie

318 & 31. Das Ich. 
unserer sinnlichen. Wahrnehmungen identisch ıst, so zeigt sıch, 
daß jene Bebaurt.ug einen Widerspruch in sich schließt: wenn 
alle unsere Wahrnehmungen dieselben bleiben, so bleibt eben 
auch die Außenwelt dieselbe, da ihr Begriff ja nichts Anderes 
ist, als der einfachste zusammenfassende Ausdruck für die 
Gesamtheit unserer sinnlichen Wahrnehmungen. Das. Weg- 
fallen der Außenwels wäre also eben das Wegfallen dieser 
Wahrnehmungen, die aber in der obigen Behauptung der Vor- 
aussetzung rach nicht wegfallend gedacht werden. Jene Be- 
hauptung ist somit in der Tat sinnlos: nur die naturalistische 
Voraussetzung der Außenwelt als einer selbstverständlich ge- 
gebenen konnte zu deren Aufstellung verleiten. 
Empändungen, die nicht in den gewohnten physischen 
Zusammenhängen außerhalb unseres. Nervensystems stehen, 
oder, wie man dies auch ausdrückt, die nicht durch die 
adäquaten äußeren. Reize bedingt sind, haben wir an einer 
irüheren Stelle als Hallueinationen bezeichnet, Sie werden 
als Hallueinationen eben dadurch erkannt, daß sich bei ihnen 
die Erwartungen nicht erfüllen, die wir vermöge der uns be- 
kannten physischen Zusammenhänge an jede Empfindung zu 
knüpfen pflegen. Würde die eben kritisierte Behauptung nur 
einzelne Empfindungen, nicht aber die Gesamtheit unserer 
Wahrnehmungen als vorhanden voraussetzen, so würden sich 
diese Empfindungen hiernach nicht als eine Außenwelt, son- 
dern als Hallueinationen zu erkennen geben. Andererseits zeigt 
dieselbe Überlegung von Neuem, daß die früher erwähnte 
Tainesche „Welt als Hailneination“ mit der realen Außen- 
welt im empiristischen Sinne notwendig zusammenfällt, weil 
eine Hallucination als solche eben nur durch das Fehlen der 
gewohnten Zusammenhänge mit anderen Empfindungen charak- 
terisiert ist. 
Die Ergebnisse unserer früheren Betrachtungen zeigen, 
daß die eben besprochene physische Bedingtheit unserer Emp- 
findungen eine selbstverständliche Folge der Begriffsbildungen 
ist, die wir vollziehen, wo wir von der physischen Welt 
sprechen: weil wir die sinnlichen Wahrnehmungen den Be- 
griffen physischer Zusammenhänge einordnen, erscheinen rück- 
DA 
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