Full text: Einleitung in die Philosophie

Das geistige Ich. 3 
unser Auge fällt, nur diejenige Klangwelle, die unser Gehör- 
organ trifft, sind im Stande, die eigentümlichen Erscheinungen 
hervorzurufen, die wir als unsere sinnlichen Wahrneh- 
mungen der Farben und Töne an den Dingen und Vorgängen 
dieser Welt kennen. Ale übrigen Lichtstrahlen, die außer 
diesen den Äther des Weltalls durchdringen mögen, alle übrigen. 
Schallwellen, die durch die Stimmen der Natur noch erregt 
werden mögen, sie kommen uns nicht als Empfindungen zum 
Bewußtsein -— sie verglühen ungesehen, verhallen ungehört. 
Der Gegensatz unseres Körpers zu der Gesamtheit der 
übrigen Welt im Raume beruht auf jenen durch ihn bedingten 
Empfindungen, auf dieser seiner Stellung als Vermittler 
zwischen der Welt der Dinge und dem anderen Keiche, das 
wir als das Reich unseres „Bewußtseins“, als unser „geistiges 
Ich“ dem Reiche der Natur entgegenzustellen gewohnt sind, 
Abgesehen von dieser Vermittlerrolle ist auch unser Leib nur 
ein Körper unter Körpern wie jeder audere. Wenn wir von 
dem Gegensatz unseres Ich zu der Natur, zur objectiven Welt 
der Dinge reden, so liegt hiernach dieser Scheidung nur der 
Gegensatz zu Grunde, der zwischen dem geistigen Ich, dem 
Ich unseres unmittelbaren Bewußtseins und der Gesamtheit der 
objectiven Dinge im Raume besteht. 
— Auch von diesem geistigen Ich haben wir ebenso wie 
von der Körperwelt und zugleich mit dieser seit unserer Kind- 
heit bestimmteste Kenntnis gewonnen. Als ein Teil unseres 
Erlebens, als unsere Empfindungen gaben sich uns all jene 
Erscheinungen zu erkennen, die wir vorfanden, wo immer wir 
sahen und hörten, tasteten, rochen, schmeckten. Aber nicht auf 
diese Erscheinungen der sinnlichen Wahrnehmung ist unser 
Erleben — unser geistiges Dasein oder unser „Bewußtsein“ — 
beschränkt. Zunächst ist nicht nur die jeweilige Empfindung 
als solche in ihrer augenblicklichen Bestimmtheit unserem Be- 
wußtsein gegeben. Vielmehr bleibt uns auch nach ihrem Er- 
löschen ein Wissen von ihr zurück: eine mehr oder minder 
deutliche Vorstellung des vergangenen Empäündungserleb- 
nisses, gleichsam ein Abbild der Empfindung, von ihr ver- 
schieden und doch ihr innig verwandt, erhält sich in unserer 
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