Full text: Einleitung in die Philosophie

25 $& 4. Der Krkenntnistrieb und seine Befriedigung. 
Eine Verknüpfung des zunächst Zusammenhangs- 
losen ist hier auf doppelte Weise erreicht. Nicht nur er- 
scheinen jene vorher isolierten Naturereignisse nunmehr — als 
Willensakte eines dauernden Wesens — untereinander in be- 
stimmter, uns wohlbekannter Weise verknüpft; sondern sie sind 
zugleich mit einer großen Klasse anderer uns völlig geläufiger 
Erscheinungen — mit unseren eignen Willensakten — unter 
denselben Begriff gefaßt. Daß es aber eben diese Verknüpfung 
ist, die den Krklärungswert solcher anthropomorphen Mythen- 
bildung bedingt, erkennt man deutlich, sobald man sich den 
entsprechenden. Factor der Erklärung beseitigt denkt. Sobald 
wir die Bezugnahme auf ein dem Menschen analog gedachtes 
Wesen in jener Erklärung durch eine andere Art von Erdich- 
tung ersetzen, die nicht in gleicher Weise auf Bekanntes Be- 
zug nimmt, verschwindet sofort die intellectuelle Beruhigung, 
die mit der anthropomorphen Vorstellung gegeben war. Eine 
Fiction, die sich nicht auf bekannte Analogien stützte, würde 
in derselben Weise wie vorher die zu erklärenden Erschei- 
nungen auch ihrerseits wieder eine Erklärung fordern und so- 
mit die erste Beunruhigung nur neuerdings steigern, statt sie 
zu mindern. 
b) Wissenschaftliche Erklärung. 
Dem eben besprochenen Beispiel einer vorwissenschaftlichen 
Erklärung stellen wir ein allbekanntes Beispiel aus der Ge- 
schichte rein wissenschaftlicher Erklärungen gegenüber. 
Zur Erklärung der auffälligen Bewegungen, welche die 
Planeten am Himmelsgewölbe im Gegensatz zu den Fixsternen 
ausführen, hatten sich Apollonius und Ptolemäus der An- 
nahme bedient, daß die tatsächlichen Bahnen der Planeten Kreise 
seien, deren Mittelpunkte abermals kreisförmige Bewegungen 
um die als feststehend gedachte Erde beschreiben. Durch diese 
Annahme war in der "Tat eine gewisse Erklärung für jene 
äußerst verwickelten Bewegungsvorgänge gewonnen. Denn diese 
ließen sich (wenigstens mit ziemlich großer Annäherung) aus 
der angenommenen. Gesetzmäßigkeit ableiten: das scheinbar 
Regellose — nicht nur in den beobachteten Ortsveränderungen 
jedes einzelnen Planeten, sondern in der Gesamtheit der frag- 
Et
	        
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