32 8 4, Der Erkenntnistrieb und seine Befriedigung.
läufigen allgemeinen Zusammenhanges. Um die Eigentümlich-
keiten all jener beobachteten Bewegungen unserem Erkennt-
nisbesitz einzuverleiben, haben wir es von nun an nicht mehr
nötig, sie einzeln in der Erinnerung zu bewahren, sondern es
genügt, an Stelle dieser grenzenlosen Mannigfaltigkeit ‚ver-
schiedener Tatsachen die einzige allgemeine Formel des Newton-
schen. Gesetzes zu kennen. Faßt sie doch die Gesamtheit jener
einzelnen Bewegungen in sich, so daß die Eigenschaften jedes
besonderen Falles sich rückwärts aus ihr ableiten lassen, wenn
nur die besonderen Bestimmungsstücke des Falles -— die Con-
stanten der Rechnung — bekannt sind.
Wer mit den Naturwissenschaften vertraut ist, wird leicht
weitere Beispiele desselben Mechanismus beibringen können,
da in der Tat jede beliebige Erklärung im Gebiete der Er-
fahrungswissenschaften dem gleichen Schema entspricht. So
ist, um nür einen weiteren Fall zu erwähnen, die Erklärung
der optischen Tatsachen — in erster Linie der Interferenz- und
Beugungserscheinungen — durch die Vibrationstheorie des
Lichtes nichts als eine Zusammenfassung all dieser Tatsachen
in einer äußerst einfachen Form. Aus der Erkenntnis, daß
das Licht sich überall verhält wie die transversale Wellen-
bewegung innerhalb eines elastischen festen Körpers, ergeben
sich all jene auffälligen Erscheinungen als einfache Conse-
quenzen. Wer diese Consequenzen zu ziehen, sie aus den
Grundformeln der Wellenlehre mathematisch abzuleiten gelernt
hat, dem werden. diese Grundformeln in derselben Weise als
die einfachste zusammenfassende Beschreibung all jener Er-
scheinungen dienen, wie wir das Gravitationsgesetz als ein-
fachste Zusammenfassung der Bewegungen schwerer Körper
kennen lernten. Und wiederum wird vermöge jener Erkenntnis
die Mannigfaltigkeit all jener complicierten Erscheinungen in
unserem Denken durch eine einzige, relativ einfache Gesetz-
mäßigkeit — das Gesetz der Wellenbewegung — ersetzt:
kennen wir dieses Gesetz, so ergeben sich aus ihm alle Einzel-
heiten jener fremdartigen Farbenerscheinungen; wir können sie
sämtlich als besondere Fälle der uns bekannten allgemeinen
Theorie ableiten.
Alle diese Beispiele zeigen, wie durch den Erklärungs-