Full text: Einleitung in die Philosophie

Wertunterschied der Erklärungen. ‚5 
nach dem Grunde ist nur eine andere Form für die jenem 
Princip entsprechende Frage nach dem allgemeinen Zusam- 
menhang, dem wir die betreffende Erscheinung als besonderen 
Fall unterordnen können.) 
8:5. Dogmatismus und Empirismus. 
Die Beispiele, welche den Mechanismus der Erklärung zu 
zeigen bestimmt waren, lassen zugleich einen typischen Wert- 
unterschied der Erklärungen erkennen, der durch eine Ver- 
schiedenheit der zur Erklärung gebrauchten Begriffe bedingt ist. 
1) Die Ausführungen des Textes gelten nicht etwa bloß für die 
mathematischen und die Naturwissenschaften, sondern ebenso für die 
historischen Wissenschaften. Es erscheint mir nicht richtig, was 
neuerdings behauptet worden ist, daß ein methodologisch wesentlicher 
Unterschied zwischen „generalisierenden“ und „individualisieren- 
den‘ Wissenschaften zu machen gei, d. h, zwischen solchen, die das All- 
gemeine, und solchen, die das Kinzelno zum Gegenstand ihrer Forschung 
und Darstellung machen; und noch weniger vermag ich zuzustimmen, 
wenn die Methode für die letzteren Wissenschaften auf die Betrachtung 
von Wertbeziehungen eingeschränkt werden soll. Jede individuelle 
Erscheinung kann ihre Erklärung nur auf dem oben bezeichneten Wege 
der Einordnung in allgemeinere Zusammenhänge änden; ob aber eine 
Erscheinung uns als einzelne interessiert oder nur als Exemplar 
einer Gattung, hängt einzig davon ab, ob sie hinsichtlich der Merk- 
male, bezüglich deren sie uns als auffällig und somit als erklärungs- 
bedürftig erscheint, tatsächlich eine einmalige ist, oder ob wir die 
Verbindung solcher Merkmale häufiger finden bez. in unbeschränkt vielen 
Fällen zu fnden erwarten. 
Daß es aber im ersteren Falle, algo bei der „individualisierenden‘ 
Wissenschaft, nicht noiwendig Wertbeziehungen sein müssen, die den 
einzelnen Fall alg solchen charakterisieren und interessant machen, zeigt 
jedes geographische Beispiel. Wer die Faltungsverhältnisse der Schweizer 
Alpen untersucht, treibt sicherlich „individualisierende‘‘ Wissenschaft; 
einen andern Wert aber als den rein wissenschaftlichen Wert, 
wie er jeder wissenschaftlichen Untersuchung zu Grunde liegt, wird man 
als Leitebern solcher Forschung vergeblich suchen. Nur für diejenige 
„individualisierende‘‘ Wissenschaft, die sich mit der Kulturentwick- 
lung beschäftigt, trifft jene Behauptung zu — aber eben nur deswegen, 
weil hier „Werte“ den Gegenstand der Wissenschaft bilden; voraus- 
gesetzt, daß man das Wort „Wert“ im herkömmlichen Sinne versteht 
und gebraucht. 
Q: 
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