Richtung der philosophischen Entwicklung. )
soweit wir über irgend einen Begriff nicht völlige Klarheit in
dieser Richtung erhalten, stellt seine Anwendung jederzeit die
Forderung an uns, daß wir etwas blindlings annehmen, wovon
wir kein tatsächliches Wissen besitzen. Dogmatisch in diesem
Sinne sind also insbesondere auch alle diejenigen Begriffe,
deren wir uns in bloß gewohnheitsmäßiger oder con-
ventioneller Weise bedienen, ohne die Frage nach ihrer em-
pirischen Legitimation ausdrücklich zu stellen und zu be-
antworten.
Die Minderwertigkeit der dogmatischen gegenüber den
rein empirischen Erklärungen ergibt sich aus dieser Unter-
scheidung unmittelbar. Die dogmatischen Erklärungen ent-
halten ihrem Begriffe nach stets noch Probleme in sich, die
zu weiterer Beunruhigung unseres Klarheitsstrebens Anlaß
geben, während die empirischen Erklärungen als solche ihrem
Aufbau und ihren Bestandteilen nach völlig bekannt sind und
insofern keine weiteren Fragen nach sich ziehen.
Wir können aus dieser Überlegung sogleich ein allgemeines
Gesetz der philosophischen Entwicklung ablesen. Da
die dogmatischen Erklärungen uns keine dauernde Beruhigung
gewähren, so kann das philosophische Denken bei ihnen nicht
endgültig Halt machen. Solange unsere Erklärungen irgend-
welche dogmatische Voraussetzungen in sich schließen, müssen
sie vielmehr stets weitere Fragen nach sich ziehen, welche eben
diese: Voraussetzungen zum Gegenstande haben; und es wird
des Fragens kein Ende sein, bis nicht auch die letzten der in
den Erklärungen verwendeten Begriffe ihrer empirischen Be-
deutung nach bekannt, d. h. auf die tatsächlichen Daten zurück-
geführt sind, zu deren zusammenfassender Bezeichnung sie dienen.
Die Forderung endgültiger Klarheit zwingt uns, alle Begriffe,
deren wir uns bloß dogmatisch zu bedienen pflegen, auf ihre
empirischen. Grundlagen zurückzuführen, bez. da, wo solche
Grundlagen ‚sich nicht finden, die betreffenden Begriffe aus
unseren Theorien zu eliminieren.
Die Richtung, in welcher sich das philosophische Denken
entwickelt, bestimmt sich hiernach als die Richtung vom
Dogmatismus zum Empirismus: das Endziel, dem diese
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