Full text: Einleitung in die Philosophie

Wesen der empirischen Erklärung. 41 
wird, welche jeder empirisch nicht legitimierte Begriff not- 
wendig mit sich bringen würde. (Man beachte insbesondere, 
daß der Begriff der Ursache in den angeführten Beispielen 
empirischer Erklärungen keinerlei Rolle spielt.) 
Die vorausgegangenen Betrachtungen werden die Gefahr 
eines Mißverständnisses der gewonnenen Definition der em- 
pirischen Erklärung kaum aufkommen lassen. Immerhin 
erscheint es nicht überflüssig, die nächstliegenden Einwände 
ausdrücklich zurückzuweisen. 
Wenn wir sagen, Erklärung sei identisch mit vereinfachen. 
der, zusammenfassender Beschreibung der Tatsachen, so scheinen 
wir zwei Begriffe zu identificieren, die bisher für wesentlich 
verschieden galten. Tatsächlich sind doch Beschreibun g und 
Erklärung nicht gleichbedeutend. Wir können eine Reihe von 
Tatsachen vollständig beschreiben und uns dadurch doch nicht 
im mindesten in unserem Streben nach einer Erklärung 
derselben gefördert sehen. Wie soll es zugehen, daß auf 
Grund irgendwelcher Überlegungen die Beschreibung plötzlich 
etwas leiste, was sie vorher niemals zu leisten im Stande war? 
Der Einwand übersieht das Wesentliche der. gegebenen 
Definition. Nicht Beschreibung schlechtweg, sondern verein- 
fachende, zusammenfassende Beschreibung lautete der Ausdruck, 
durch den wir das Wesen rein wissenschaftlicher Erklärung 
zu bestimmen suchten. In der Vereinfachung, der Verknüpfung 
des Neuen mit Bekanntem unter einheitlichen Gesichtspunkten 
erkannten wir in den vorhergehenden Betrachtungen das be- 
ruhigende Moment, durch welches unser Wunsch nach Erklä- 
rung jederzeit seine Erfüllung findet. Was die letzten Über- 
legungen diesem Ergebnis hinzufügen, ist die Erkenntnis der 
Unzulänglichkeit jeder Erklärung, die sich eines Unbekannten, 
selbst noch Erklärungsbedürftigen zur Herstelluug jener Ver- 
knüpfung bedient... Nach Ausschaltung solcher unklarer Ele- 
mente aber bleibt einzig das tatsächlich Gegebene, das rein 
empirische Material der Erscheinungen als Inhalt der FKrklärung 
übrig. Die Erklärung bleibt nach wie vor Vereinfachung —- 
Einordnung des Verschiedenartigen unter gemeinsame Gesichts- 
punkte; sie fügt aber jetzt zum Zwecke solcher Einordnung 
dem empirischen Materiale nichts mehr hinzu, sondern stellt
	        
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