Erkenntnistheoretische Probleme. 51
lange ihr nicht umfassende Kenntnis der Tatsachen den Boden
bereitet hat; von der übereilten Speculation hinweg sehen wir
uns auf die mühsamen, aber sicher zur Höhe führenden Pfade
der Einzelforschung gewiesen.
Allein der Übergang vom Dogmatismus zum Empirismus
ist nach dem Vorigen hiermit noch keineswegs vollendet. So
hohen Wert wir der Kinzelforschung principiell gegenüber den
Anmaßungen der Metaphysik beilegen müssen, so bleibt doch
auch sie stets dogmatisch, so lange sie in ihren Erklärungen
mehr oder minder ausgiebigen Gebrauch von conventionellen
und speciell von naturalistischen Begriffen macht. Die Schwierig-
keiten, die mit dem Fortschreiten der Wissenschaft aus diesen
Voraussetzungen erwachsen, drängen zu letzten Frage-
stellungen, welche nicht mehr in das Gebiet der Special-
forschung fallen, sondern die Bedeutung und Berechtigung der
Voraussetzungen der Specialforschung betreffen. Die Unter-
suchung kehrt mit diesem Schritte von den Einzelwissen.
schaften zur Philosophie zurück: die Aufgabe der letzteren
aber ist von hier an nicht mehr eine metaphysische, son-
dern eine erkenntnistheoretische — nicht mehr Welt.
erklärung, sondern Begriffserklärung.
Erkenntnistheoretische Probleme.
Die eben bezeichnete erkenntnistheoretische Frage-
stellung schließt eine doppelte Aufgabe in sich. Zunächst
sind die empirischen Daten aufzuzeigen, auf welchen die
Bedeutung der Grundbegriffe der Wissenschaften beruht
Zweitens aber muß, damit die Klärung dieser Begriffe eine
vollkommene sei, die Art und Weise aufgezeigt werden, wie
sich auf diesen Daten unser Besitz an Begriffen aufbaut,
mit anderen Worten, es muß zur Erreichung des bezeichneten
Zieles der logische Mechanismus der Begriffsbildung
analysiert werden. In erster Linie geht diese Frage auf die
Klärung der naturalistischen Begriffe, die sich uns als
die Grundpfeiler alles Dogmatismus entpuppten; in ihrer all-
gemeinsten Bedeutung aber schließt sie zugleich die Frage nach
dem Sinne und nach der Berechtigung aller wissenschaft-
lichen Methodik in sich.
A*