74 $ 9, Die Phasen der dogmatischen Philosophie,
lichen Wahrnehmungen, Soweit wir uns also überhaupt
einen Begriff von ihr zu bilden vermögen, ist gie jedenfalls
nur aus den Wahrnehmungen unserer Sinne zusammengesetzt.
Wir mögen jeden beliebigen Gegenstand unserer Umgebung
ins Auge fassen: wenn wir uns fragen, was wir von ihm
wissen und woher wir dieses Wissen haben, so sind es jeder-
zeit Wahrnehmungen unserer Sinne, in welchen und durch
welche wir den Gegenstand kennen. Aus solchen Wahrnehmungen
besteht das Bild, das wir von ihm besitzen, an solche Wahr-
nehmungen erinnern wir uns, wo wir uns des Gegenstandes
erinnern. Die Existenz jedes Dinges ist also mit der Existenz
der Gesamtheit dieser seiner Bausteine , unserer. sinnlichen
Wahrnehmungen des Dinges identisch. Bestehen aber die
Dinge hiernach nur aus unseren Sinneserupfindungen, so exi-
stieren sie auch nur in und mit diesen Empfindungen: sie
hören folglich in eben dem Augenblicke zu existieren auf, in
welchem sie nicht mehr wahrgenommen werden. Das Dasein
der Dinge ist also identisch mit ihrem Wahrgenommen-
werden: eine objective Welt, die vom unserer Wahrnehmung
unabhängig bestünde, kann folgerichtig überhaupt nicht ge-
dacht werden. Die ganze vermeintliche objective Natur hat
also nur subjective Kxistenz, ist nur Erscheinung unserer Sinne.
Man hat diesen Standpunkt als den des dogmatischen
Idealismus bezeichnet; er ist, wie man sicht, abermals ein
monistischer Standpunkt -— das vollendete Widerspiel der
naiv-monistischen Metaphysik, deren Betrachtungen sich ein-
seitig auf das Gebiet der objectiven Welt beschränkten. ;
Der dogmatische Idealismus beseitigt mit der Nogation der
objectiven Welt allerdings die Vermittlungsprobleme. Gibt es
keine objective Welt, so. kann weder das Problem ihrer Ein-
wirkung auf das Bewußtsein, noch dasjenige ihrer Erkenntnis
durch das Bewußtsein, weder die Frage nach. ihrer Beeinflussung
durch das Bewußtsein, noch diejenige der Kinschränkung der
Freiheit durch ihre Wirkungen mehr auftreten,
Allein nichtedestoweniger. bleibt auch diese Weltanschau-
ung mit den Forderungen unseres Klarheitsbedürfnisses im
Widerspruch. Die vataralistischen Begriffe lassen. sich tatsäch-
lich nicht durch bloße Negakion beseitigen, Wir bleiben trotz