535 Mauthner: Wörterbuch der Philosophie
tion des Darms, der Lunge, des Gehirns reden, wenn
wir das Gedächtnis für eine Funktion der organisierten Ma-
terie erklären, so denken wir bei den spezifischen Sinnesener-
gien an einen Dienst, zu welchem alle diese Organe bestimmt
sind, einerlei von wem, so denken wir an richtig ausgeführte
Verrichtungen. Auch Maschinen, auch Beamte funktionieren
nach einem vorgedachten Zwecke. Nach einem Plane, der zu dem
menschlichen Begriffe Endursache Veranlassung gegeben hat.
Nur der mathematische Funktionsbegriff hat mit allen
diesen Vorstellungen nichts zu tun, weil er, wie gesagt, zeit-
los ist. Wollen wir nun mit Mach diesen mathematischen
Funktionsbegriff auf die physikalische Wirklichkeit anwen-
den, dann müssen wir nach wie vor je zwei abhängige Er-
scheinungen in Ursache und Wirkung zerfällen, aber nur, So
lange wir von der Zeit nicht frei geworden sind, so lange wir
die Ursache als eine Funktion der Zeit ansehen. Können wir
uns aber von der Zeit befreien, können wir zeitlos die beiden
abhängigen Erscheinungen als gegenseitig abhängig erkennen,
dann wird der Grund des Werdens zeitlos wie der Seinsgrund.
Es bleibt dann gewissermaßen eine poetische Lizenz, ob wir
die abhängige Erscheinung, welche im Banne der Zeitvor-
stellung als die nachfolgende aufgefaßt worden ist, Wirkung
oder Endursache nennen wollen.
G.
ganz — ist uns ein so geläufiges Wort; seine Bedeutung
scheint uns in allen Sprachen ein so vertrauter Begriff; und
dennoch ist der Sinn, den wir mit dem alltäglichen Worte
verbinden, so unbestimmt geblieben, wie die Herkunft von
ganz (auch von fotus) unaufgeklärt geblieben ist. Und weil
das Wort der Gemeinsprache angehört, darum liegt der Fall
noch verwickelter als bei den technischen Ausdrücken der
Philosophie, die sich doch häufig in den alten und neuen Spra-
chen genau entsprechen. Gang aber kann im Sprachgebrauche
für vier recht verschiedene lateinische Worte eintreten: für
RO