Goethes Weisheit
— men) hielt er alles für getan: ein richtiges SO 1St’S war ihm
Wie überall das letzte Ziel, ohne daß ihn nach einem so muß es-sein
sa verlangt hätte, Konnte er doch sogar spotten:
nn Der Philosoph, der tritt herein:
‚dir Und beweist euch, es müßt’ so sein.
Dafür nun freilich war er ein Poet und kein Philosoph,
ander d. h. von dem Streben nach den letzten Gründen und dem
vers innersten Zusammenhange der Dinge nicht beseelt — oder be-
ai sessen; wie man will.“
—_ Noch allgemeiner sagt Schopenhauer von den wesentlichen
er Unvollkommenheiten des Intellekts (Welt a. W. II. 156, ähn-
— lich Parerga II. 89): „Keiner kann Platon und Aristoteles,
IM Oder Shakespeare und Newton, oder Kant und Goethe zugleich
u. sein.
Se Unter den gelegentlichen Versuchen Goethes jedoch, seine
Ce eigene Weltanschauung fast völlig unbildlich, ja mathematisch
wi abstrakt auszudrücken, scheint mir keiner bedeutsamer als das
ne Wes- Bekenntnis, das er (in einer Niederschrift vom 19. Februar
lt 1815) ablegt und es acht Tage später einem Briefe an Christian
eh Heinrich Schlosser beilegt, „mein allgemeines Glaubensbekennt-
A nis: a) In der Natur ist alles, was im Subjekt ist, y und etwas
e drüber. b) Im Subjekt ist alles, was in der Natur ist, z und
fr etwas drüber. b kann a erkennen, aber y nur durch z geahndet
werden... Das Wesen, das in höchster Klarheit alle viere zu-
sammenfaßte, haben alle Völker von jeher Gott genannt... Die
Notwendigkeit der Totalität erkennen wir beide, aber der Träger
ı dieser Totalität muß uns beiden ganz verschieden vorkommen.“
Wichtig ist noch, daß Goethe mit diesem langen Briefe den Wunsch
aussprach, sich in seinem strebsamen Philosophen Schlosser
(1782—1820)*) einen nicht unwürdigen Ersatz für den Genos-
sen Schiller heranzuziehen, „zu dem großen Kunststück, bei völlig
auseinander strebenden Richtungen ununterbrochen eine gemein-
same Bildung fortzusetzen“,
1) Nicht zu verwechseln mit Goethe’s ebenso strebsamem Schwa-
ger Joh. Georg Schlosser (1739—17009).
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