Full text: Rationalismus bis Zweck, Personen- und Sachregister (3. Band)

Mauthner: Wörterbuch der Philosophie 
IL. heit zu vı 
Die Frage, ob der Raum, der uns nach unserer Vorstellung Ich mehr 
als etwas Wohlbekanntes umgibt, wirklich drei Dimensionen habe, mehr an ı 
läßt sich mit Worten gar nicht beantworten. Denn wirklich heißt Verganger 
hier nur der Gegensatz zu unserem Vorstellen, zum Denken, also — die Lei 
zur Sprache. So viel aber ist gewiß, daß die Dreiheit der Dimen- Ich w 
sionen entsprechend der Dreiheit der Ordinaten nicht der natür- Schriftstel 
lichen Orientierung entspricht. Die fliegende Mücke findet ich, immeı 
Raum in jeder Dimension, und der zum Kristall zusammenschie- Raume all 
ßende Körper scheint mir je nach seiner Form eine Mehrzahl von lassen sich 
Dimensionen zu nutzen. .Die drei Dimensionen oder Ordinaten sind sie ab 
dürften also doch dem Raume selbst nicht zugehören, sondern Raume un 
nur der Sprache, dem Diskurs, dem diskursiven Denken, das ge- übrigens d 
lernt hat, mit diesem Minimum von Richtungen zur Ortsbestim- neue Hilfl 
mung im Raume auszukommen, Wink dafi 
Dieses Ordinatensystem des Raums, das sich für jedermann (in unsere 
in seinem eigenen Kopfe kreuzt (und »icht in einem mathema- des Raum: 
tischen Punkt), ist ebenso subjektiv, wie es beweglich ist. Die scharfen E 
senkrechte Ordinate tragen wir, wenn wir den Standort wechseln, stellung ge 
überall mit uns herum. Die beiden andern Ordinaten drehen sich Vorstellun; 
bis zu ihren unendlich weiten Enden, wenn wir den Kopf wen- über, daß: ı 
den oder neigen. liefert; ma 
So ist jeder menschliche Kopf an das Koordinatenkreuz des ein Körpeı 
Raums geschlagen. Und wie der Schein eines Ichbewußtseins Da ic] 
nur erhalten wird durch die Kontinuität des Gedächtnisses, so von der Zı 
bleibt dem Menschen eine persönliche Raumvorstellung nur durch men, der e 
die Kontinuität seiner Ortsbewegungen. den kann. 
Also ist das Individuum nicht nur Träger, sondern unauf- nennen als 
hörlich auch Neuschöpfer seines Raums. Und. dadurch unter- wohl aber 
scheidet sich vom Raum die vierte Richtung oder Dimension: endliche‘ R 
die Zeit. Der Raum des individuellen Ich hält nur still, wenn nur in ein 
der Kopf dieses Individuums still hält und mit ihm die sich nicht zwei 
kreuzenden Koordinaten. Für die Zeit aber muß das Ich immer der Körpe: 
still halten. Ewig kommt die Zukunft an das Ich heran (der ohne Benü 
Moment der Begegnung heißt die Gegenwart), um‘ durch den auch die \ 
dunklen Moment hindurchzugehen und sich sofort in Vergangen- wandelt w 
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