Vorwort.
Das lebhafte Interesse, welches gegenwärtig mehr als je den Verbesserungen
und Vervollkommnungen der Eisenbahnbremsen entgegengebracht wird, ermuthigt
mich, eine der neuesten und bereits bestbewährten Bremsen, die Hardy’sche
Vacuum-Bremse, über welche meines Wissens eine Publication bisher noch
nicht erfolgt ist, im Nachfolgenden zu besprechen und ich folge dabei lediglich
dem natürlichen und wohl auch berechtigten Drange, die Aufmerksamkeit eines
grösseren Kreises. von Fachmännern auf einen Gegenstand zu lenken, mit welchem
ich mich durch längere Zeit eingehend beschäftigt habe und von dessen Vor-
züglichen Eigenschaften ich überzeugt wurde.
Hardy’s Vacuum-Bremse hat seit der kurzen Zeit ihres Bestandes schon
vielfache Anerkennung gefunden; *) sie wurde bereits bei vielen Bahnen, darunter
hei einigen der grössten des Continentes, eingeführt und hat sich, was mir von
hesonderer Wichtigkeit zu sein‘ scheint, bei ihrem Betriebe auf der Ööster-
reichischen Südbahn seit nahezu zwei Jahren vollkommen bewährt.
Für eine Bahn, welche, wie die österreichische Südbahn, in hauptsächlich
zwei Gebirgsstrecken, Semmering und Brenner, die denkbar ungünstigsten Niveau-
verhältnisse enthält, auf welcher auf verhältnissmässig langen Strecken Gefälle
bis zu 25 per mille (1:40) befahren werden müssen, ist eine gute, wirksame
und sichere Bremse von so ausserordentlicher Wichtigkeit, dass das eingehende
Studium und die emsige Verfolgung aller Neuerungen und Verbesserungen auf
diesem Gebiete hier mehr als irgendwo sonst zur Nothwendigkeit wird.
Hier sind die Vorbedingungen für die Construction einer Bremse wesent-
lich allgemeiner als sonst, und wenn es einem Bremssystem gelingt, auf einer
so schwierige Niveauverhältnisse enthaltenden Bahn, auf welcher aber anderseits
streckenweise auch mit Geschwindigkeiten bis zu 70 Kilometer per Stunde ge-
fahren wird, sich vollkommen zu bewähren, so hat sie schon dadurch ihre Lebens-
fähigkeit bewiesen.
Ich kenne Hardy’s Vacuum-Bremse seit ihrer Einführung bei der öster-
reichischen Südbahn im Jänner 1877. Mehrere Versuchsfahrten mit derselben,
an denen ich theilgenommen habe, die selbst gemachten Beobachtungen über ihr
Verhalten im praktischen Betriebe, und die Wahrnehmungen, die ich bei deren
Montirung an die verschiedenen Fahrbetriebsmittel über ihre ausserordentliche
Einfachheit machen konnte, haben mich zu der Ueberzeugung geführt, dass diese
*) Sie erhielt auch in der letzten Weltausstellung in Paris die goldene Medaille als ersten
Preis für Bremsen,