Full text: Hardy's Vacuum-Bremse

Einleitung. 
Es ist eine bekannte, nicht anfechtbare Thatsache, dass sich die pneuma- 
tischen Bremsen — gleichviel, ob ihre Wirkung durch Luftverdichtung oder durch 
Luftverdünnung hervorgerufen wird — gegenüber allen übrigen Bremsen bis 
heute als die besten bewährt haben. 
Während man einzelne der übrigen Bremssysteme schon nach den ersten 
Versuchen als unzweckmässig aufgelassen hat, wurden andere von der einen oder 
anderen Bahnverwaltung in Betrieb genommen, ohne dass es ihnen jedoch ge- 
lingen konnte, selbst nach jahrelanger Verwendung bei der Heimatsbahn, durch- 
greifende Erfolge zu erringen; dagegen haben sich die pneumatischen Bremsen 
verhältnissmässig sehr rasch überall Bahn gebrochen und — gegenwärtig in 
überwiegendster Mehrheit in Verwendung — sind hauptsächlich sie die Reprä- 
sentanten jener bereits so bedeutenden Fortschritte, welche seit kurzer Zeit auf 
diesem Gebiete des Eisenbahnwesens gemacht wurden. Aus diesem Grunde sollen 
hier anch nur die Letzteren und von diesen wieder blos die wichtigsten im 
Kurzen besprochen werden. 
Die erwähnte Thatsache der raschen Ausbreitung der pneumatischen Bremsen 
beweist wohl am schlagendsten, dass denselben ein gesundes Prinecip zu Grunde 
liegt, welches die verschiedenen, mitunter sogar sehr complicirten Constructionen 
befähigt, den von der Praxis an eine Eisenbahnbremse gestellten Forderungen 
besser zu entsprechen, als es jene Systeme vermögen, deren Construction auf 
hydraulischem Druck, Elektricität, der im bewegten Zuge angesammelten leben- 
digen Kräfte u. s. w. basirt wurde. 
Es ist auch ganz leicht erklärlich, dass sich die kostenlose, überall vor- 
handene Luft, welche eine Unsumme von Kräften in sich aufbewahrt hält und 
dabei auch noch rasch in der Bewegung und ausserordentlich schmiegsam und 
elastisch ist, besser als irgend ein anderes Medium für eine Eisenbahnbremse 
eignet, denn kaum ein anderes hat die Eignung, den sich vielfach widersprechen- 
den Forderungen, die an eine vollkommene Bremse gestellt werden müssen, im 
gleichen Grade zu entsprechen. 
Haben nun auch die mit ausserordentlicher Umsicht und Schärfe einheitlich 
durchgeführten Versuche, welche im August 1877 auf der Strecke Guntershausen— 
Gensungen der Main-Weserbahn unter der Leitung des Ober-Maschinenmeisters 
Herrn Büte mit den vier damals als besterkannten continuirlichen Bremssystemen 
(Westinghouse, Steel, Smith und Heberlein) durchgeführt wurden, *) 
*) „Die Versuche mit continuirlichen Bremsen, angestellt in Folge Erlasses Sr. Excellenz 
des Ministers für Handel, Gewerbe und Öffentliche Arbeiten auf der Bahnstrecke der Main- 
Weserbahn Guntershausen— Gensungen bei Cassel vom 1. bis 4. August 1877 und deren Resul- 
tate“ vom Obermaschinenmeister Büte in Cassel.
	        
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