deutlich gezeigt, wie bedeutend die Fortschritte sind, welche in der neuesten
Zeit in Bezug auf die Verbesserung und Vervollkommnurng der KEisenbahn-
bremsen gemacht wurden; so zeigten anderseits sowohl diese Versuche, als
auch die später in der Praxis gemachten Wahrnehmungen, dass auch die pneu-
matischen Bremsen noch namhafter Verbesserungen bedürfen, sollen sie jenen
Grad der Vollkommenheit erreichen, den diese auf die Verkehrssicherheit so
grossen Einfluss habenden Vorrichtungen endlich werden erreichen müssen.
Es haften auch den dort in Versuch genommenen drei pneumatischen
Bremsen Fehler an, welche einen durchgreifenden Erfolg derselben bisher nicht
möglich machten. Die Ursache liegt jedoch nicht in dem Principe, welches diesen
Systemen zu Grunde liegt, sondern in der Art und Weise, wie die erwähnten
vorzüglichen Eigenschaften der Luft für den in Rede stehenden Zweck nutzbar
gemacht wurden.
Während die Luftdruckbremsen, und diesen voran jene von Westinghouse
in ihren Einrichtungen äusserst complicirt sind, hat sich die Vacuum-Bremse
von Smith, welche auch gegenüber den Ersteren sehr nennenswerthe Erfolge
aufzuweisen hat, im Allgemeinen als mangelhaft erwiesen.
Die Westinghouse-Bremse ist in ihren wichtigeren Bestandtheilen derart
complicirt und die exacte Wirkung der ganzen Bremse hängt so sehr von der
richtigen Functionirung dieser complieirten Bestandtheile ab, dass schon hierin
ein Grund gegen die allgemeine Anwendung dieser Bremse zu liegen scheint;
jedenfalls wird ihre dauernde und zweckmässige Verwendung so lange mit Recht
bezweifelt werden können, als nicht wesentliche Aenderungen in der Construction
zu Gunsten ihrer Einfachheit ersonnen werden,
Die Einfachheit ist ja eine der Hauptforderungen, die man an eine Eisen-
bahnbremse stellen soll und muss. Nicht allein deshalb, weil mit der Einfach-
heit auch die Billigk eit und die geringen Instandhaltungskosten meist in directem
Zusammenhange stehen, sondern hauptsächlich wegen der verlässlicheren Fune-
tionirung einfacher Bestandtheile und wegen des klaren Verständnisses aller
Einzelheiten des ganzen Apparates von Seite Desjenigen, der den Apparat hand-
haben soll. Im Gegenfalle wird der Wille, welchem die Handhabung sämmtlicher
Bremsen eines Zuges obliegt und welcher im geeigneten Momente den ganzen
Zug beherrschen soll, — zur Maschine, die einen Hahn dreht, einen Hebel an-
zieht u. s. W., mit dem Bewusstsein allerdings, dass dadurch im Zuge in Bezug
auf die Geschwindigkeit ein veränderter Zustand eintreten wird, die sich aber
darüber nie Rechenschaft geben kann, in welcher Weise und in welcher Bedeu-
tung. die einzelnen Theile der Bremse zur Herbeiführung dieses Zustandes bei-
tragen und die deshalb bei jeder abnormalen Wirkung des Apparates diesem
machtlos gegenübersteht.
Gerade die Complication der Bestandtheile und die Unkenntniss in Bezug
auf die Funetionen derselben von Seite des Locomotivführers sind es, welche bei
den mit der Westinghouse-Bremse ausgerüsteten Zügen zu mehrfachen Ver-
kehrsstörungen Veranlassung gegeben haben und die in England und in Frank-
reich hierüber gesammelten und kürzlich veröffentlichten Daten führen zu der
Anschauung, dass mit einer so complieirten Bremse, statt dass die Verkehrs-