Full text: Erster Band (1. Band)

106 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
schlaggebend war die schwierige innere Lage. Die radikalen 
Elemente im Volke, in der Presse und in der Kammer der Deputirten 
griffen das Kaiserthum, dessen Ansehen durch das verunglückte 
mexikanische Abenteuer stark gesunken war, mit außerordentlicher 
Schärfe an. Der durch körperliche Leiden in seiner Energie 
geschwächte Kaiser vermochte der von seiner Gemahlin geführten 
Partei am Hofe nicht zu widerstehen, die in einem siegreichen 
Kriege das einzige Mittel zur Rettung und Befestigung des Thrones 
und der Dynastie erblicke. So wurde die Veranlassung zum 
Kriege gegen Deutschland vom Zaune gebrochen. Anstatt des 
bestimmt erwarteten Sieges und Kriegsruhmes brachte dieser jedoch 
eine furchtbare und den Sturz des Kaiserthrones besiegelnde 
Niederlage und schweres Unglück über das Land. 
Deutschland aber hatte auf den vom Blute seiner Söhne 
überströmten Schlachtfeldern nicht nur den Sieg, sondern auch die 
Erfüllung der seit Jahrhunderten von den Besten der Nation 
gehegten Wünsche errungen; es ging aus dem schweren Kampfe 
geeinigt, stark und mächtig als neues Deutsches Reich unter dem 
preußischen König als Deutschem Kaiser hervor. 
Mit den gewaltigen Schlägen, von denen Frankreich nieder— 
geworfen worden war, hatte sich für Deutschland die ganze Weltlage 
geändert. An die Stelle der Geringschätzung, ja Mißachtung, mit 
der das Ausland gewohnt war, die durch Jahrhunderte uneinigen 
deutschen Stämme und Staaten und deren Angehörige zu betrachten, 
war die höchste Bewunderung getreten. Die hohe politische Macht⸗ 
stellung des neuen deutschen Kaiserreiches wurde »allgemein an— 
erkannt. 
Deutschland war aber auch ein politisch geeinigtes Wirthschafts— 
gebiet mit einheitlicher Gesetzgebung geworden, die, theilweise schon 
im Norddeutschen Bunde vorbereitet und begonnen, sich in dem Reiche 
schnell entwickelte und auf wichtige neue Gebiete (Gewerbegesetzgebung, 
Aktienrecht, Münz- und Bankwesen) erstreckte. Diese Verhältnisse 
bildeten die Grundlage für einen gewaltigen Aufstieg der deutschen 
Nation, der im Volke das Vertrauen auf die eigene Leistungs— 
fähigkeit steigerte und besonders anregend auf die Bethätigung der 
Kräfte im Wirthschaftsleben wirkte. Der in den letzten sechziger 
Jahren noch niedergehaltene und durch den im Sommer 1870 
hegonnenen Krieg unterbrochene wirthschaftliche Aufschwung setzte 
nach den ersten entscheidenden Siegen der deutschen Truppen
	        
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