Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 441
Hdie Daß die wirthschaftliche Lage schon zu jener Zeit ungesund
hang war, beweist der ungünstige Wechselkurs; er war im Mai 1869 auf
tten. Paris, anstatt normal auf 81,60, bereits auf 82,06 und auf London
acht, statt normal 20,50, auf 22,65 gestiegen; er stand höher als später
der in den 70er Jahren, zur Zeit der schlimmsten Krisis. Diese Er—
scheinung war ein untrügliches Zeichen, daß der Werth des deutschen
s in Geldes im Sinken war. Aber es war von einer Krisis nicht die
auf Rede, sondern gewisse eigenthümliche Verhältnisse gaben dem wirth—
dieser schaftlichen Leben damals den Anschein von Gedeihen und auf—
elegt steigender Bewegung.
der Bei den zahlreichen neuen Unternehmungen, die der Zeit nach
ender dem Kriege von 1866 den Anschein des Aufschwunges und wirthschaft—
nicht lichen Gedeihens gaben, waren in weitem Umfange fremde Mittel
aren verwendet worden. Dieses Verfahren wurde wesentlich durch die
ge—⸗ damalige Papiergeld- und Banknotenwirthschaft unterstützt. Ganz
aten, besonders von den Landesregierungen der kleinen und kleinsten
roßen deutschen Staaten wurden neue Banken konzessionirt, die ihre Auf—
urde. gabe wesentlich in der Herstellung von Papiergeld erblickten, das
ihren den Geldbedürftigen nicht nur sehr willig gegeben, sondern oft
genug sogar aufgedrängt wurde. Unter der Hochfluth dieses Papier—
„daß geldes, dieser fiktiven Werthzeichen, war fast vergessen worden, daß
eichs⸗ Geld eigentlich Metall bedeutet. Das Symptom dieses ungesunden
das Zustandes, der übermäßig hohe Wechselkurs, machte sich aber nicht
Kraft wie bei normalen Geldverhältnissen durch den Abfluß der Umlaufs—
1872 mittel geltend, wodurch einer unsoliden Geschäftsbewegung sonst
mlauf Schranken gesetzt werden. Das deutsche Silber und das schlechte
ünzen Papier wollte man im Ausland nicht haben; sondern manverschob lieber
Ver— die Abrechnung. An Stelle des Geldabflusses trat sogar das Gegen—
nister— theil ein. Bei hohem Stande des Wechselkurses wird darauf
benen spekulirt, daß im Ausland gemachte Anleihen zu einem niedrigeren
eiterer Kurse zurückgezahlt werden können, und auf diese Spekulation hin
Preise werden Schulden im Auslande kontrahirt und neue geliehene Kapitalien
O bis ins Land gezogen, die anscheinend wie eine Verbesserung der
1d im Zahlungsbilanz wirken, im Grunde aber nur zur Täuschung über
itschen die wirklichen Verhältnisse beitragen.
prank— So wurde in den letzten 60er Jahren durch die trotz des
ewirkt hohen Wechselkurses vorhandene Fülle des fiktiven Geldes und
ischaft fremder geliehener Kapitalien der Anschein eines blühenden Zu—
standes erweckt und es wurden die Keime schon damals durchaus