Full text: Erster Band (1. Band)

130 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
konzentrirt. Diese Thätigkeit wurde durch den Widerstand der fast 
durchaus in freihändlerischen Händen befindlichen Presse außer— 
ordentlich erschwert; nur sehr allmählich gelang es, in kleinen 
Provinzblättern Eingang zu finden. Eine vom Verein Deutscher 
Eisen- und Stahl-Industrieller herausgegebene Denkschrift „Die 
gegenwärtige Lage der deutschen Eisen- und Stahl-Industrie“ 
wurde zwar in möglichst weiten Kreisen verbreitet, von der Frei— 
handelspartei aber fast vollkommen ignorirt. Diejenigen, von 
denen die Bestrebungen ausgingen, die deutsche Wirthschaftspolitik 
in andere Bahnen zu lenken, wurden zwar gelegentlich als 
Reaktionäre und als Agrarier der damaligen Richtung, d. h. solche, 
die unter dem Deckmantel wirthschaftlicher Bestrebungen hauptsächlich 
politisch rückschrittliche Parteizwecke verfolgten, in einen Topf ge— 
worfen und lediglich engherziger Interessenpolitik bezichtigt; meist 
aber wurden sie verhöhnt, da man einen Erfolg für absolut un— 
möglich hielt. 
Diese Verhältnisse änderten sich wesentlich nach dem 16. Volks— 
wirthschaftlichen Kongreß, der in den Tagen vom 1. bis 4. September 
1875 in München abgehalten wurde. Auf der Tagesordnung des 
Kongresses stand: „Die Fortentwickelung der internationalen 
Handelspolitik nach Ablauf der gegenwärtig bestehenden 
Zollverträge.“ Es wurde angenommen, daß es sich hierbei 
lediglich um den wieder aufgelebten Streit zwischen Freihandel 
und Schutzzoll handeln würde, und der thatsächliche Verlauf der 
Verhandlungen und Beschlüsse rechtfertigte diese Voraussetzung. 
Der Vorstand der Nordwestlichen Gruppe hatte zu diesem 
Kongreß als Delegirte den damaligen Kommerzienrath Baare— 
Bochum und seinen Geschäftsführer Buseck entsandt. Am Abend 
vor dem Kongreß fand zum ersten Male eine Begegnung der 
norddeutschen Eisenindustriellen mit den Vertretern des Vereins der 
Süddeutschen Baumwollindustriellen statt. Von diesem hervor— 
ragenden Verein, der bei den Verhandlungen über die abgeschlossenen 
Handelsverträge in entschieden schutzzöllnerischem Sinne hart 
gekämpft hatte, war das auf die Beseitigung aller Industrie— 
zölle gerichtete Ziel der radikalen Freihändler ernst beachtet 
worden. Die Führer dieses Vereins hatten klar erkannt, daß die 
Position der Garnzölle nach Aufhebung der Zölle auf Eisen nur 
schwer zu halten sein würde. Die süddeutschen Baumwollindustriellen
	        
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