Full text: Erster Band (1. Band)

Erster Abschnitt: Chronik des Centralverbandes. 135 
von den Eisenindustriellen gemacht werde, und meinte, unter sehr 
hämischen Bemerkungen, daß ein solch kraftvolles Eintreten für 
ihre Interessen nicht von Leuten ausgehen könne, die angäben, sich 
in ungünstigen Verhältnissen zu befinden. Er sagte dann mit Bezug 
auf die von den Industriellen angewendeten Mittel wörtlich: „Und, 
meine Herren, wie werden diese Mittel angewandt? Nicht bloß 
nach der Seite hin, wo man von oben einen Druck auf uns aus— 
zuüben sucht; nein, nach Umständen macht man sich auch wieder 
klein. Neulich ist uns ein Gedicht und ein Bilderbogen im Leier— 
kastenton zugeschickt worden. Die, welche sich nicht beeinflussen 
lassen durch hohe und vornehme Autoritäten — zu denen kommt 
man mit dem Spaten auf der Schulter und mit der ledernen 
Schürze, als arme Arbeiter gekleidet, und singt vor dem Fenster 
um ein Almosen; aber ich möchte wissen, wer die Kosten dieses 
Leierkastenbogens bezahlt hat, ob die armen Arbeiter oder die reichen 
Industriellen, die beim Durchlesen ihre Havannacigarre geraucht 
haben; ich glaube die Letzteren. (Heiterkeit) Meine Herren, ich 
bin mißtrauisch gegen öffentliche Almosenforderer und am miß— 
trauischsten gegen die, welche dadurch Hilfe herbeizuziehen suchen, 
daß sie sich auf Brücken und Märkten hinstellen und die Wunden 
aufreißen. Das thut auch diese Industrie. Sie zeigt uns mehr 
als irgend eine andere in schreienden Farben alle ihre Leiden, sie 
reißt ihre Verbände auf und läßt uns hineinsehen in ihre blutenden 
Wunden. Mir kommt da doch immer die Besorgniß, ob die 
Herren nicht doch Abends in einer cour de miracle zusammen— 
kommen und sich wieder erholen von den Anstrengungen des 
Tages; haben wir nicht gesehen, in welchen verschiedenen Ver— 
kleidungen diese Anstrengungen gemacht werden?“ 
In ähnlichem Tone bewegte sich die ganze Rede. Sie 
wurde besonders bedeutungsvoll dadurch, daß diese groben, gegen 
die Eisenindustrie gerichteten Schmähungen und Beschimpfungen die 
tiefste Empörung in den weitesten Kreisen der Industriellen hervor— 
riefen und in dieser Zeit mehr als irgend etwas anderes dazu 
beitrugen, sie zu entschiedener Stellungnahme gegen die bisherige 
Wirthschaftspolitik des Reiches und zu energischem Handeln zu 
bewegen. 
Wie wenig aber Bamberger seine Zeit und die er— 
wachte Bewegung verstand, geht aus folgenden Aeußerungen in 
derselben Rede hervor. Er sagte wörtlich: „Meine Herren, man
	        
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